1982   Gibraltar - Dubrovnik

 

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Photos: Almerimar (1-4), zw. Motril u. Granada (5), Granada (6-11), Gibraltar (12,13)

 

02. 05. 82

Mit Zug und Bus über Barcelona nach El Ejido und Almerimar.

03. - 23. 05. 82

Arbeiten am Schiff; gehen eher schleppend voran, kann mich oft tagelang nicht dazu aufraffen weiter zu arbeiten. Schleife und streiche den dunkelblauen Streifen. Nehme spanisches Antifouling für das Unterwasserschiff. Die Fahrt mit dem Bus nach Almeria, um Farbe und Ersatzteile zu holen, ist eher mühsam, aber im Fischereihafen gibt es eine bessere Auswahl und günstigere Preise als in der Marina. Lerne einen englischen Mechaniker und seine Frau kennen - Peter und Janet. Er hilft mir dabei, den Kühlwasserdurchlauf freizulegen und die festgefressenen Seeventile gängig zu machen. Die beiden sind mit einem Wohnmobil unterwegs nach Südafrika(!) Peter hat in England keine Arbeit gekriegt und möchte daher auswandern. Er sieht wie ein richtiger englischer (oder irischer) Seemann aus, klein, rundes rotes Gesicht, rote Haare und Bart, - und er kann ganz wunderbar Shanties singen. Auf einem Motorboote in der Nähe "Heizaris" wohnt ein älterer Holländer - Svaits. Er hat den Winter hier verbracht - muss eher öd sein. Ein holländisches oder belgisches Ehepaar ist ohne Unterlass am Schleifen und Streichen. Ich bewundere ihre  unglaublicher Genauigkeit und ihren Fleiß. Ihr kleines Stahlschiff sieht nachher schöner aus als neu. Es hat eine große Achterkajüte unter einem Poopdeck und wirkt daher ein bisschen wie ein Seeräuberschiff. Dabei sind die Eigner immer sauber und gut angezogen. Schon ein bisschen unheimlich soviel Perfektion.

Habe heuer endlich einen Photoapparat mit - meine neue (gebraucht gekaufte) Vivitar mit drei Objektiven.

24. 05. 82

0930     verhole zur Tankstelle um Diesel zu bunkern.

1000     Leinen los Almerimar, draußen Levante (Ostwind) 3 bis 5 Bft, Kurs 290°. Nach Mittag läßt der Wind nach, eine scheußliche Dünung bleibt stehen und wirft "Heizari" wild hin und her. Mir wird schlecht. Eine lockere Schraube blockiert die Rollreffeinrichtung, ich kann nicht ausreffen. Später gelingt es mir die Schraube herauszuschlagen.

1800     Ankunft in Puerto Motril, mit Bug an Mooring, zwei Festmacher übers Heck.

26., 27. 05. 82

Ausflug mit dem Bus nach Granada, Besuch der Alhambra, übernachte in einem schäbigen, kleinen Privatquartier - über die Risse in der Wand ist ein Plastiktischtuch geheftet. Die Alhambra begeistert mich, ich besuche sie zwei Mal, umkreise sie und photographiere von allen Seiten.

28. 05. 82

Starker Levante, gegen den Motril relativ ungeschützt ist, der Seegang im Hafen ist beachtlich, "Heizari" tanzt wild in den Leinen. Um 1400 Uhr reißt Steuerbord achtern mit einem lauten Knall die Klüse aus. Wenig später treibt das Boot plötzlich quer zu den Wellen und bumst gegen den Betonsteg. Ich begreife zuerst gar nicht was passiert ist, bis ich merke, dass die Mooringleine gebrochen ist. Ziehe das Boot an einer daneben liegenden Mooring wieder vom Steg weg. Die Scheuerleiste ist leicht beschädigt und etwas Lack abgekratzt. Kann keine strukturellen Schäden feststellen. Vom Club Nautico werden mir nach zähen Verhandlungen 2000 Peseten gutgeschrieben.

Muss die Batterie zum Laden geben - wenn man den Zündschlüssel stecken lässt entlädt sie sich.

Nette Episode mit einem Engländer. Er hat mich mit den Leuten vom Club reden gesehen und ersucht mich, ob ich nicht für ihn dolmetschen könnte - ich könne doch so gut Spanisch. In Wirklichkeit kann ich kein Wort - nur das übliche Touristen-Pidgin - ich hatte nur mit Händen und Füßen geredet, gewürzt mit ein paar rollenden "R" wie in "motohrrrrrrrree".

Lerne einen Engländer namens Jim kennen. Er reist mit einem kleinen Wharram Katamaran, ich glaube einer der kleinsten, die es gibt; schläft auf Deck unter einem Segel als Zelt. Er hat am Unterschenkel eine gräßliche, tiefe Narbe von einem schweren Motorradunfall. Die Wunde hatte unter dem Verband zu eitern begonnen. Ich glaube, den Katamaran hat er sich vom Schadenersatz gekauft. Er ist ein Gspühri-Gfühli Typ, macht Yoga und lächelt immer ganz zufrieden - sicher läßt er die Weltseele durch sich hindurchwallen. Ferner liegt hier ein Rhodesier mit einem kleinen Stahlknickspanter, vis-à-vis eine wunderbar gepflegte Golden Hind, "Golden Dawn"; gehört einem Pensionistenehepaar, er war Postbeamter und sie Lehrerin. Sie ist ein Monster, größer als ich und sehr, sehr dick, geht nur in wallenden Nachthemden herum. Ihr Boot ist gut ausgestattet, sie haben, Heizung, Dusche und wie ich einen Taylor-Herd mit Backrohr.

Eines Morgens wache ich von gräßlichen Alpträumen auf. Sobald ich ganz wach bin, bemerke ich, dass mir unheimlich übel ist; haben den ganzen Tag Durchfall, Erbrechen und Magenkrämpfe.

Gerade an diesem Tag kommen Peter und Janet vorbei. Sie geben mir irgendeine milchige Medizin, die den Magen entspannt.

03. 06. 82

0800     Leinen los Puerto Motril; am Strand im Morgengrauen der braune Camper von Peter und Janet. Unterwegs überhole ich unter Motor Jim, der auf seinem Katamaran dahindümpelt.

1200     nahe Punta de Torrox, setze Groß und Genua

1500     Motor an

1800     Marina El Cantado. Motor 7 Stunden

04. 06. 82

1000     Leinen los El Cantado

1115     setze Groß, Genua, Motor 1 Stunde, Loggestand 7.0 RWK 153°, KK 160°, kreuzen

1830     Motor an

1930     festmachen Puerto Deportivo Benalmadena, Motor 1 Stunde, Loggestand 31.4

09. 06. 82

0730     Leinen los Benalmadena

0940     Groß, Genua setzen, RWK 190°, KK 200°, Loggestand 39.0

1200     RWK 335°, KK 335°, Logge 45.0

10. 06. 82

Verbringe die ganze Nacht und den Tag kreuzend.

2200     Poniente (Westwind) 4 bis 5 Bft. Groß gerefft, Sturmfock.

In der Nacht liege ich beigedreht unter gerefftem Groß. "Heizari" treibt ca. 90° zum Wind. Am Morgen stehe ich ungefähr 8 sm vor dem Felsen von Gibraltar.  

11. 06. 82

0700     bis

1000 kreuze unter gerefftem Groß und Sturmfock bis 2 sm vor Kap Europa Point.

1100     der Wind ist zu stark, drehe ab auf Estepona

1530     festmachen Estepona

Fazit: die Sturmfock bringt für das Aufkreuzen zuwenig Vortrieb. Bei stark gerefftem Groß ist außerdem der Baumgalgen im Weg, da der Baum dann stark nach hinten hinunter hängt.

13. 06. 82

1100     Leinen los Estepona

1200     Poniente böig bis 4 Bft.

1400     Poniente 4 - 5, Groß gerefft, Fock, 2 sm vor Kap Europa Point

Fockschot bricht, weiter mit Groß und Motor. Die Wellen sind kurz und steil, nehme relativ viel Spritzwasser über. Der Wind war eigentlich schon zu stark für die Fock, aber mit der Sturmfock wäre man wieder nicht weiter gekommen. Eigentlich fehlt eine Fock 2, die hoch und schmal geschnitten ist. Motorsegle mit großem Abstand ums Kap, damit ich ja nicht auf Legerwall gerate, falls der Motor ausfällt.

1600     Einklarieren und festmachen in Gibraltar

13. bis 16. 06. 82

Gibraltar.

Mache Spaziergänge durch die Stadt, auf den "Rock" und besuche dort die St. Martins Cave. In der Höhle wurden Überreste von Vorzeitmenschen gefunden, jetzt stehen grün und orange angestrahlte Plastik-Neandertaler herum. Auf dem Felsen (mit herrlichem Rundblick bis nach Afrika) turnen die Affen herum, von denen es heißt, solange es einen davon gibt, würde England die Herrschaft über Gibraltar nicht verlieren. Es gibt eine Gedenktafel, auf der das bedeutende Ereignis festgehalten ist, dass 1956 Prinz Charles und Prinzessin Ann hier die Bekanntschaft der Rock-Apes machten.

Zwischen England und Argentinien ist gerade der Falkland - Konflikt ausgebrochen. Ich spüre hier wie in Spanien Kriegshysterie um sich greifen. Es ist schwer zu beschreiben, aber es liegt wirklich in der Luft - ich spüre die Spannung körperlich. Im übrigen bin ich der Meinung, dass es die gute Tat des Jahrhunderts ist, dass die Engländer den argentinischen Generälen eins auf den Deckel geben. Trotz der Opfer. Es ist nämlich der geschichtliche und politische Beweis an alle, die mit so etwas kokettieren, dass es sich nicht auszahlt, von inneren Problemen mit einem vom Zaun gebrochenen Eroberungsfeldzug abzulenken.

In Gibraltar liege ich im neuen Yacht-Hafen direkt neben der Flugzeug Landebahn. Das Dröhnen der startenden und landenden Maschinen ist unbeschreiblich. Man spürt, wie die Luft in der  Lunge schwingt.

Im alten Yacht-Hafen liegen eine Menge vergammelter Boote, wie ich es kürzlich in einem Bericht der "Yacht" gelesen habe. Für viele hochfliegenden Segelpläne ist hier das vorzeitige Aus - ein deprimierender Anblick.

Kaufe eine neue Fockschot, ein Lämpchen um den Kompass zu beleuchten und diversen Kleinkram. Gibraltar ist ein Paradies für Segler, was die Auswahl an Zubehör und Ersatzteilen anbelangt.

17. 06. 82

1100     Leinen los Gibraltar, vollgetankt.

1200     Motor aus, Groß, Fock, Poniente 3 bis 4 später auf 5 auffrischend.

Fahren "Schmetterling", "Heizari" läuft Höchstfahrt; glaube zwei Haie zu sehen - die berühmten dreieckigen Rückenflossen - können vielleicht auch Delphine gewesen sein, obwohl sie nicht die für Delphine typischen wellenförmigen Bewegungen gemacht haben.

2330     festmachen Benalmadena

Habe zwölf Stunden für die Strecke gebraucht, die mich auf der Hinfahrt vier Tage gekostet hat. Steuere Benalmadena in der Dunkelheit an, der Hafen ist nicht beleuchtet, da er noch nicht offiziell eröffnet ist. Gehe an eine Muhring, die mir der Nachtwächter anweist. Übermüdet und ungeduldig mache ich zwei Stunden herum und zerkratze mir dabei den Lack. Wäre besser stillschweigend irgendwo längsseits gegangen und hätte die komplizierteren Manöver auf morgen verschoben.

18. 06. 82

Gehe an den Steg, an dem ich auch beim ersten Mal gelegen bin. Die Marina ist noch nicht eröffnet, man liegt gratis! Das hat zahlreiche sparsame Langzeitsegler angezogen und ergibt eine originelle Mischung von Charakteren.

Da sind John Rawle mit Golden Hind 213. Ein holländisches Paar mit einer Phantom 30, die Räder am Mast festgezurrt, sie haben eine Katze "Skrofie" an Bord (scheint so eine Art Kindersatz zu sein), sie wollen nach Senegal. Ein englischer Designer hat den absurden Vornamen Dudely. Er ist mit Freundin auf einem hübschen aber winzigen Boot unterwegs. Einmal zeigt er seine Mustermappe herum, er macht Airbrush Bilder. Unter dem Klüverbaum seines Bootes hängt ein schöner geschnitzter Delphin als Galeonsfigur. Die Türchen am Niedergang sind mit einer stilisierten Sonne in Einlegearbeit verziert. Im Moment ist er dabei sich eine Selbssteueranlage aus Holz zu bauen. Freunde von Peter und Janet sind ebenfalls da.

Mit John Rawle freunde ich mich ein wenig an. Er hat eine Nähmaschine. Mit seiner Hilfe mache ich ein Segelkleid für das Großsegel. Spiele mit ihm Camelot (ähnlich wie Schach), habe aber zuwenig Geduld und Interesse für das Spiel. John meint, Kochen sei so besonders einfach. Das ist es bei ihm auch - es gibt tagaus tagein Eintopf – d. h. er schneidet alles zusammen und wirft es in einen Topf mit kochendem Wasser.

Er war Berufssoldat in England, ging schon mit 16 zum Heer, war bei der Suezkrise dabei (das war glaube ich 1955). Später war er auf Malta stationiert und war dort mit einer Einheimischen verheiratet. Er zeigt mir Bilder von ihr, eine dunkelhaarige, dunkeläugige Frau, die einmal sehr schön gewesen sein muss - sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der griechischen Schauspielerin Irene Papas. Da dürften sich eher die Gegensätze angezogen haben - er ist blond, klein und untersetzt; freundlich und immer fröhlich, aber unter der Freundlichkeit ist eine egoistische Härte zu spüren.

Mache einige Versuche in Astronavigation mit einem Plastiksextanten. Die Ergebnisse liegen zwischen 2 und 10 sm daneben ( 2 ist OK, eine größere Genauigkeit lässt sich mit diesem Sextanten nicht erzielen).

27. 06. 82

0930     Leinen los Benalmadena (heute beginnt meine Reise gegen Osten) RWK 085°

1015     Groß, Genua, Wind SE 2 Bft, Logge 84.4, Motor 0.5 Stunden

28. 06. 82

Habe die ganze Nacht geschlafen. Morgens sichte ich ein Gebäude auf einem Felsen, den ich für Kap Sakratif halte. Habe aber eine riesige Diskrepanz zu meinem gegissten Ort. (Habe die Differenz nie herausgefunden; es sind ca. 55 sm von Benalmadena nach C. Sacratif und 33 sm von dort nach Almerimar; bis zum Kap habe ich ca. 22 Stunden gebraucht, das gibt 2,5 kn; da ich am Vorabend zwar langsam aber immer in die richtige Richtung gesegelt bin, mit - sagen wir 2 kn – habe ich bis 22 Uhr ca. 24 sm zurückgelegt; in der Nacht kamen dann in 10 Stunden 31 sm dazu, also segelte ich mit 3,1 kn. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich mich am Morgen des 28. noch 20 sm vor Sacrativ wähnte. Bei geringer Geschwindigkeit zeigt das Schlepplog ca. 10% zuwenig an, was ich damals noch nicht wusste; das erklärt aber nur ¼ des Fehler; natürlich wäre eine Oberflächenströmung denkbar; eine andere Möglichkeit wäre, dass das Schlepplog zeitweise blockiert war, zB durch ein Plastiksäckchen odgl.).

29. 06. 82

Das Kap war tatsächlich Sakratif

0740 - 0840 Motor 1 Stunden, Wind 1 Bft.

1245     festmachen in Almerimar, Motor 1 Stunden. Habe für 88 sm 2.5 Tage gebraucht, das gibt einen Schnitt von 1,5 Knoten.

30. 06. 82

1230     Leinen los Almerimar. Logge 46.0, RWK 140° KK 145°, 5 kn.

1320     Motor aus, Groß, Genua, Logge 47.0, RWK 160°, KK 160°, 3 kn.

1830     Motor an Logge 52.0

2230     längsseits in Almeria, Motor 4 Stunden, Logge 62.0

Treffe Peter, Janet und ihre Freunde, grillen an Bord, Peter singt Shanties.

02. 07. 82

1000     Leinen los Almeria, Groß, Genua, laufe unter Segel aus dem Hafen aus! RWK 130°, KK 140°, Logge 63.0

1050     RWK 122°, KK 117°, Abdrift mit 0 angenommen

1400     Motor an

1530     Motor aus

1540     Fix (kann mich nicht mehr erinnern, welche Art von Fix das bezeichnen soll, vermutlich Kreuzpeilung oder Versegelungspeilung); 2.5 sm SW Cabo de Gata, KK 152° Mw -5°, Abdrift +5° gibt RWK 152° (Mw = Missweisung oder Deviation also die Abweichung des magnetischen vom geographischen Nordpol).

1620     RWK 090°, KK 095°, Logge 77.0

2030     Fix, Logge 79.5 Ich treibe den ganzen Abend vor dem Kap Gata; segle gerade soviel wie mich der Strom zurücktreibt.

2055     RWK 120°, dann 130°

2100     Barometer 1010; in der Nacht Gewitter, Böen bis 7 Bft, der Wind dreht zweimal volle 360° durch die ganze Windrose. Führe nur die Sturmfock und bin ziemlich ängstlich.

03. 07. 82

Dünung, Flaute

1550     Motor an Logge 100.0

1750     Motor aus 2.0 Stunden

In der Nacht kommt Levante auf 4 - 5 Bft. Mit gerefftem Groß und Sturmfock gegenan.

04. 07. 82

Ich bin von den letzten beiden Nächten komplett fertig. Kreuze weiter gegen den Ostwind auf. Ein Schlag gegen die Küste bringt mich in die Ensenada La Bardina, 5 sm NE von Aguilas. Ankere mit viel Kette und Trosse. Der Wind pfeift nur so über die flache Landzunge, aber gegen draußen ist es ruhig und gemütlich.

1100     ankern Ensenada La Bardina

05. 07. 82

Ensenada La Bardina nach Puerto Mazaronne.

Ein schöner Tag mit angenehmen Wind um die 3 Bft. aus E. Kann Mazaronne fast anliegen. Motor 2.0 Stunden. Verbringe  einige Tage in Mazaronne mit Spaziergängen, Kaffeehausbesuchen, baden. Treffe einen Australier mit einer sehr zerlemperten Westerly. Sie ist ihm in Garucha gegen den Kai gekracht während er weg war. Er hat ganz rotgeränderte Augen von dem scharfen Zeugs, mit dem er sich einraucht. Probiere auch einmal, aber finde es wenig inspirierend.

08. 07. 82

Als ich die Ankerleine aufhole ist sie einem Meter hinter der Kausch durchtrennt und mit einem Schotstek wieder zusammengeknotet; die Enden sind stark zerfasert. Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Nachfragen bei den umliegenden Seglern und Fischern bringen kein Ergebnis. Entweder hat sich die Leine am Grund an einem Hindernis durchgescheuert, das Boot kam ins Treiben, jemand hat es eingefangen, die Trosse heraufgetaucht und zusammengeknüpft (sehr unwahrscheinlich) oder jemand fuhr mit der Schraube in die Trosse (nur möglich wenn starker Wind auf das Boot stand, sodass der Übergang von Trosse zur Kette relativ nahe der Wasseroberfläche war) oder Jemand zog die Trosse mit seinem Anker hoch (dann wären die Bruchstellen der Trosse aber nicht so zerfasert). - Ich habe jedenfalls keine Ahnung. Ich war nur einmal länger weg, als ich um den Hafen herum zu einer Badebucht ging; kann mich aber nicht erinnern, ob da viel oder wenig Wind war.

09. 07. 82

1145     Anker auf Puerto Mazaronne

1345     Motor aus, Groß, Genua, sehr heiß, flau.

1610     Motor an

1710     Motor aus, Cartagena, längsseits einer hellblauen engl. Yacht, älteres Ehepaar; Motor 3.0 Stunden. Volltanken 30 l, Verbrauch knapp 2 l pro Stunde.

10. 07. 82

1215     Leinen los Cartagena, E-Wind, mit Motor gegenan.

1450     ankern Puerto Portman, schöne, gegen S offene Bucht; ich bade und esse.

1845     Anker auf, Wind E 3 - 4 Bft. Motore gegenan, da vom Kreuzen nicht viel zu erwarten ist; beobachte eine schöne weiße Yacht, ca. 12 m, die aufkreuzt; sie ist mit Kreuzen ebenso schnell wie ich unter Motor auf dem direkten Kurs.

2123     Kap Palos querab. Es ist dunkel aber noch nicht Nacht, diesig.

2310     Motor aus 4.5 Stunden, Groß, Genua RWK 335°, KK 350°. Kreuze während der Nacht. Eine Yacht geistert an mir vorbei, die nur gelegentlich ihre Lichter einschaltet. Ich passiere das Mar Alboran.

11. 07. 82

0945     (vermutlich) Toreviga querab; Motor an, Logge 53.5

1350     ankern S. Pola, ein kleiner Hafen mit einer Unmenge Fischerbooten und Yachten. Ich ankere zwischen den Fischerbooten ohne an Land zu gehen. Motor 4.0 Stunden.

12. 07. 82

1000     Anker auf S. Pola

1200     Motor aus 2.0 Stunden, Groß, Genua Kurs RWK 50°, KK 60°.

Passiere bei leichtem Wind die Küste SW von Alicante (darunter Benidorm), eine ruhige, etwas diesige Nacht. Ein Motorschiff kommt mir so nahe, dass ich es mit der Taschenlampe anleuchte; es antwortet mit einem Scheinwerfer und passiert mich nahe aber doch in sicherem Abstand.

13. 07. 82

Am Morgen stehe ich bei Kap San Antonio NE von Alicante.

1010     Motor an, Logge 111.0

1510     Groß, Genua, Logge 134.0, Motor 5.0 Stunden

Ein heißer sonniger Tag. Passiere auf dem Weg nach Ibiza eine Yacht. Wir tauschen Grüße und ein paar Gemeinplätze. Gegen Abend erreiche ich die Durchfahrt zwischen Ibiza und Espalmador. Sichte einen treibenden Dinghy-Riemen, den ich auffische. Nach dem Durchsegeln der Passage bei raumen Wind, trimme ich die Segel und justiere die Selbststeueranlage. Der Kurs verläuft parallel zu Küste Ibizas in NE Richtung. Es ist mittlerweile dämmrig geworden. Dann lege ich mich unter Deck hin um ein paar Minuten zu dösen.

Als ich wieder nach draußen gehe, ist es pechschwarze Nacht. Ich sehe überhaupt nichts. Alles ist wie mit einem schwarzen Samttuch zugedeckt. Nur langsam schält sich aus der dichten Finsternis eine dunkle Masse, die noch schwärzer ist als die Umgebung - ich erahne die Umrisse Ibizas in der Ferne. Backbord, etwas vorlicher als querab, blinkt ein Leuchtfeuer. Nach einem Blick auf die Uhr begreife ich erst, dass ich nicht eine Viertelstunde gedöst sondern eineinhalb Stunden fest geschlafen habe. Der Wind hat in der Zwischenzeit zugelegt, Ich habe Ibiza bereits passiert und stehe an ihrem NE Ende bei der kleinen Insel Tagomago. Das ist das Leuchtfeuer, das ich sehe. Hätte der Wind zurückgedreht (gegen den Uhrzeigersinn), hätte ich in der Zeit leicht in Ibiza hineinkrachen können.

Ich setzte einen neuen Kurs ab, auf Mallorca, und gehe wieder schlafen. Ich bin zu müde und zu lethargisch um mehr als einen kurzen Schreck zu empfinden.

Es ist ein Gefühl von Gleichgültigkeit, das mich überschwemmt hat, nicht Depression und nicht Resignation, einfach Gleichgültigkeit. Ich bin zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage mich über das aufzuregen, was "hätte sein können". Es ist eine eigenartige, einhüllende Müdigkeit, die mich auf See hat so ruhig schlafen lassen wie im sichersten Hafen. 

Vermutlich ist er nur die Reaktion auf die Anspannung und das Wachhalten der vergangenen Tage - ich bin ausgeleert, empfindungslos, nicht gleichgültig, nicht gleichmütig (das leider nicht) sondern so, als ob die Nerven, die sonst die Angst transportieren, erschöpft wären.

14. 07. 82

1345     Motor an, Logge 044.0

1645     ankern Puerto de Andraitx

Treffe Peter und Margret wieder. In Puerto de Andraitx findet ein Fest statt, bei dem die Fischerboote geschmückt hinausfahren, irgendetwas versenken und mit viel Tamtam in der Dunkelheit zurückkehren.

17. 07. 82

1030     Anker auf Puerto de Andraitx gemeinsam mit "Pemar", die nach Cabrera wollen

1130     Groß,  Genua

1930     Motor an

2030     festmachen Paseo Marittima Palma di Mallorca, Motor 2.0 Stunden

Beim Festmachen hilft mir ein dicker Mann mit Brille und rotem Hemd. Eitan ist Israeli. Er ist mit seiner Frau Barbara und ihrem Boot "Tao" unterwegs nach Griechenland und Israel. Wir freunden uns an und laden uns gegenseitig zum Essen ein. Sie sind beide lustig und nett. Ihre Beziehung scheint allerdings unter dem Leben auf engem Raum zu leiden.

Ihr Boot ist eine ältere, schlanke etwa 10 m lange Yacht. Obwohl es etwas länger ist als "Heizari" haben sie weniger Lebensraum (segeln allerdings schneller). Unter Deck schaut es ziemlich chaotisch und vergammelt aus. Eitan hat in Frankreich als Konsulent gearbeitet.

Er ist Wirtschaftsmathematiker und macht so Sachen wie Simulationen, wieviel Kassen ein Supermarkt bei welcher Frequenz braucht. Als er hört, dass ich etwas mit Computern zu tun habe, führt er mir seinen Basic-programmierbaren Taschenrechner vor. Ich bin ein wenig verlegen, ich weiss nicht einmal wie ich das Ding einschalten soll.

Habe mir (in Gib) ua. drei Bücher von Arthur Koestler gekauf. Jenes, das ich am besten finde "The act of creation", borge ich Eitan.

19. 07. 82

1230     Leinen los Palma ("Tao" bleibt noch)

1930     ankern P. Campos an der Südküste Mallorcas. Motor 7.0 Stunden.

20. 07. 82

0900     Anker auf, Groß, Genua später Fock, Wind SE zunehmend auf 5 Bft. und genau von vorne. Ich drehe um.

1100     wiederum ankern in P. Campos

1600     Anker auf, der Wind hat nachgelassen. Motor 1.0 Stunde bis Punta Salinas (das ist die Südspitze Mallorcas).

Der nachlassende Wind hat eine unangenehme Dünung zurückgelassen, eher ein ekelhaftes Herumschwappen. Versuche es erst nur mit dem Groß, da dieses weniger hin und her schlägt. Doch dabei ist das Boot zu luvgierig. Später ersetzte ich es durch die Genua, damit der QM das Boot steuern kann.

Treibe die ganze Nacht ziemlich planlos herum. Der Wind ist einfach zu schwach.

21. 07. 82

Bin am Morgen außer Landsicht und weiß eigentlich nicht so recht wo ich bin (da ich geschlafen habe). Versuche das Radio zum Peilen des Funkfeuers von Mahon zu verwenden, was natürlich nicht funktioniert.

0700     Motor an. Ewig lange Motorfahrt; ich bin beunruhigt, dass ich an Menorca vorbeifahren könnte. Nach 7 Stunden taucht die Insel endlich im Dunst auf.

1600     ankern in Mahon, in einer Bucht vis-a-vis des Yachtclubs. Gehe mit dem Dinghy an Land, Spaziergänge. Motor 9.0 Stunden

Eitan und Barbara treffen ein. Wir warten auf "hundertprozentiges" Wetter. Das heißt, dass wir beide vor dem Seegebiet zwischen Menorca und Sardinien Schiss haben. Das liegt nämlich im Einflussbereich des Golfes von Lyon, in dem es auch im Sommer heftige Stürme geben kann. Hier wurde einmal eine Yacht so heftig auf die Seite geworfen, dass ein Teil des Kajütaufbaus eingedrückt wurde (aus Adelard Coles, "Schwerwettersegeln").

28. 07. 82

1000     Anker auf Mahon, Logge 78.5. "Tao" folgt eine Stunde später und hat mich bald eingeholt. Gegen Abend verschwindet sie vor mir am Horizont.

1450     Logge 88.0

1512     Motor an

1712     Motor aus 2.0 Stunden, Logge 94.0 (das sind nicht einmal 3 kn, "Heizari" ist schon eine langsame Gurke)

1730     Motor an RWK 104°, KK 107°

2030     Logge 105.0

29. 07. 82

0100     Motor aus 7.5 Stunden

30. 07. 82

           Motor 3.0 Stunden

31. 07. 82

0937     Motor an

1104     sichte Land, Isla San Pietro an der Südwestecke von Sardinien

1210     Motor aus, Groß, Genua

1600     vor Buganker und Heckleinen in Carloforte;

Eitan und Barbara helfen, ein starker seitlicher Wind machen es für einen alleine unmöglich anzulegen. Meine Koppelnavigation war auf 3 sm genau. Die Überfahrt hat 3.5 Tage gedauert, die Distanz war ca. 230 sm. Für das Mittelmeer mit seinen langanhaltenden Flauten ist das Tagesetmal von 66 sm (durchschnittlich 2.7 kn) gar nicht so schlecht.

04. 08. 82

1210     Anker auf Carloforte I. S. Pietro, Motor 0.5 Stunden

1240     Logge 61.3 Wind NNE 3 Bft, halb bedeckt, Barom. 1015 mb, Genua, RWK 168°, KK 167°

1450     "Tao" überholt mich; sende ihnen die Angaben über das Sperrgebiet (vor Szilien ?). Logge 67.3 Wind NNE 2 – 3 Bft, wolkenlos, 1015 mb.

1610     Wind NNW 4, wolkenlos, 1014 mb, Sicht ca. 8 sm (woher will ich denn das wissen?), Logge 71.1

1730     verliere "Tao" aus den Augen

1836     Wind NNW 4 – 5 Bft. 1/8 bedeckt, Cirrostratus, 1014 mb, Genua, Groß gerefft, RWK 115°, KK 113°, Logge 81.0, ETA Punkt D des Sperrgebiets 2130 bei 5 kn, voraussichtliche Logge bei D 97.0 minus 2 (für Fehler) minus 2 (für raumen Kurs) à 93.0

1930     Wind NNW 4 – 5 Bft, 1013 mb, Fock, Groß gerefft, Logge 85.1

2330     Flaute, 1/8 bedeckt, 1017 mb, Logge 99.0

05. 08. 82

0810     Motor an

0850     treffe "Tao", Motor aus

0930     Motor an

0950     Motor aus 1.0 Stunde, Wind NNE 2 – 3 Bft., wolkenlos, 1015 mb, Groß, Genua, RWK 103° + 1° Dekl. – 5° Abdrifft à KK 99° (vom "richtigen" (RWK) zum "falschen" (KK) Kurs mit dem "falschen" Vorzeichen)

1015     Logge 110.4, 1206 – 118.0, 1430 – 124.5,

1509     Logge126.4, Groß, Genua, Wind WSW 2 Bft., wolkenlos, 1014 mb

1751     Logge 134.0

Bringe an meinem gekoppelten Ort eine Verbesserung von +10% der zurückgelegten Strecke an, Referenz gestern 2330, Logge 99.0 35sm/4 @ 9, versetze meine Position in der Karte um 9 sm weiter.

2020     Wind WSW 2 – 3 Bft. 1013 mb, Logge 141.8

2100     Uhrengang +13sec Rugby 10´000 KHz

06. 08. 82

1017     Motor an, Logge 53.0, Wind ESE 0 – 1 Bft. wolkenlos, 1013 mb

1650     Wind ESE 0 – 1 Bft. wolkenlos, 1010 mb, sichte 2 Schiffe unter 105° und 165°, Logge 81.0

1700     Motor aus, Logge 81.5, Motor 7.0 Stunden

07. 08. 82

0439     Wind ESE 1 – 2 Bft. wolkenlos, 1011 mb, RWK 71°, KK 75°, Logge 81.9

0937     Wind SE 1 – 2 Bft. wolkenlos, 1011 mb, Logge 87.0

0944     Standlinie

1503     Motor an, Logge 91.0

1812     Motor aus

1900     Wind SE 1 – 2 Bft, wolkenlos, 1010 mb, Logge 104.0

08. 08. 82

0418     sichte Leuchtfeuer Marettimo Stb. voraus, Logge 21.0

0637     Marettimo peilt in 143°, Logge 26.0, Wind W 2 – 3 Bft. halb bedeckt, 1011 mb

0948     Motor an

1448     Motor aus 5.0 Stunden, festmachen Trapani, Sizilien;

Tanke 40 l Diesel, "Tao" ist seit 26 Stunden da; Eintan scheint recht ungeduldig zu sein über ihre Fortschritte. Liegen neben einem Ölpipeline-Schiff. Eitan und Barbara haben sich mit den französischen Tauchern angefreundet. Wir dürfen das Schiff besichtigen. Es hat Tauchkugeln, ein kleines U-Boot, Druckkammern, ein Hub­schrauber­deck, etc. Das Navigationssystem soll auf wenige Meter genau sein, so genau, dass wenn die Taucher mit dem U-Boot hinuntergehen, die Leitung immer sofort im Blickfeld war. Das Schiff wartet die Ölpipline, die von Tunesien nach Sizilien führt. Mit der Ausrüstung an Bord kann bis 1000 m getaucht werden.

10. 08. 82

0950     Leinen losTrapani

1220     Motor aus, 2.5 Stunden

1550     Cabo San Vito querab

1600     C. S. Vito peilt 148°, Logge 54.3, RWK 86°, KK 86°, Wind NNW 1 - 3Bft, halb bewökt, Stratokumulus, 1013 mb, segle langsam die Küste entlang, nähere mich abends Palermo.

11. 08. 82

0700     Motor an

0830     festmachen Palermo, Motor 0.5 Stunden; "Tao" kommt einen Tag später, Palermo ist schaurig schön. Manche Viertel sind verfallen, an den grossen Boulevards stehen prächte Häuser.

14. 08. 82

0730     Leinen los Palermo, Lgge 94.2

0830     Motor aus, Logge 95, Motor 1.0 Stunde, 'AP'-Batterie geladen, Frühstück mit Eitan und Barbara, Flaute, 1/8 bewölkt, 1018 mb

1020     Motor an, 1120 Motor aus, 1730 Motor an

1930     Motor aus 2 Stunden, Logge 116; verbringe die Nacht NW von Kap Cefalu; "Tao" ist abends im Dunst verschwunden (das ist das letzte, was ich von Eitan und Barbara gesehen haben; habe später noch einmal an eine Adresse in Tel Aviv geschrieben, aber keine Antwort erhalten)

15. 08. 82

1046     Wind NNE 1 Bft., wolkenlos, sehr dunstig, 1015 mb, RWK 80°, KK 82°, Logge 20.4

1050     90°

1108     110°

1330     bis 1430 Motor 1 Stunden

1430     ankern in Cefalu, sehr ungeschützt (ich weiss nicht, dass hinter der Landzunge ein - bis auf NE - geschützter Hafen ist). Der Ankerplatz ist nach drei Himmelsrichtungen offen. Gehe nach Einbruch der Nacht mit dem Dinghy an Land und treibe mich ein wenig in der Stadt herum. "Heizari" schwoit einsam in Dunkelheit an ihrem Anker, die schwarze Nacht vor dem offenen Meer ist unheimlich.

16. 08. 82

0900     Anker auf Cefalu, Logge 28.0 Heute wollte ich in Syracus sein.

1200     Motor aus, 3 Stunden

1300     Motor an, Logge 39.4

1600     Motor aus, 3 Stunden, Logge 52.2

1700     Motor an

2115     Motor aus, 4 Stunden

2200     Logge 72.0

In der späten Abenddämmerung treibe ich vor einem Hauch von Wind langsam dahin. Ich schrecke einen Delphin auf; ein grosses, grau geflecktes Tier, fast so lang wie das Boot. Wenig später überholt er mich in einem unglaublichen Tempo. Es geht viel zu schnell, als dass ich den Fotoapparat holen könnte.

17. 08. 82

0800     Motor an, Logge 80.0

1200     festmachen Milazzo; tanken; telefoniere mit Monika und Mutter; Oskar vor drei Wochen gestorben.

18. 08. 82

0630     Leinen los Milazzo;Wind SE 2 Bft. 1/4 bewölkt, Cirren, 1012 mb; Wind wird variabel, fürchte vor Messina ungünstige Verhältnisse anzutreffen

1100     am Eingang zur Strasse von Messina; in der Strasse teils glattes Wasser, teils Stromwirbeln und laut prasselndes Kabbelwasser. Es gibt hier ganz unwahrscheinliche Fischerboote; sie haben einen sehr sehr langen Ausleger nach vorne und einen hohen Gittermast mit Ausguck.

1230     festmachen Messina; habe einen sehr versteckten Platz weit hinten im Hafen in der Nähe der Polizeiboote gefunden. Fahre mit dem Zug nach Syracuse, um Post zu holen.

19. 08. 82

Rückkehr von Syracuse; der Ausflug war unergiebig, es war kaum Post da. (Kann mich nicht mehr erinnern, wo ich geschlafen habe). Kaufe noch zwei Dieselkanister um 5000 Lire.

20. 08. 82

Habe mich gestern an den hohen Kai im grossen Hafenbecken verholt. Liege sehr unruhig. Zahle für 87 l Diesel 49000 und für 100 l Wasser 2000 Lire.

1045     Leinen los Messina; war im Hafenamt fragen wegen der Strömung in der Strasse; man hat mich beruhigt, sie sei vernachlässigbar.

1115     Motor aus, 0.5 Stunden, Logge 95.6, Gross, Fock

1443     Motor an, Logge 107.2

1525     Motor aus, Logge 110.1, Wind S 1 - 2 Bft., 1/8 bewölkt, 1010 mb; Kurs 140°

Beim Verlassen der Strasse von Messina habe ich schönes Wetter, das Ufer zieht langsam vorbei, ich sitze am Vordeck auf der Lee- (Backbord-) -Seite und lasse die Beine über die Bordwand hängen. Plötzlich klackert etwas. Mein kleiner Citrin-Anhänger ist aus der Fassung gebrochen und runtergefallen. Er bleibt  an der Fussleiste liegen, so dass ich ihn nicht verliere. Es ist ein schöner Tag, doch ich bin wie immer unruhig und kann die Fahrt nicht richtig geniesen.

1740     Motor an, Logge 114

2400     Motor aus, 7 Stunden, Logge 40.0, Tagesetmal 45 sm, noch 223 sm bis Corfu.

21. 08. 82

0615     Wind SSE 1 - 2 Bft. wolkenlos, 1010 mb, Gross, Genua, Kurs 065°; bin in der Nacht etwas südlich abgetrieben.

1026     Wind SW 2 - 3 Bft. wolkenlos, 1011 mb; Genua, Gross, Logge 51.5

1126     Logge 54.2 - 3 kn, 1226 - 56.8 - 2.3 kn, 1326 - 60.0 - 3.2 kn,

1426   Logge 63.9 - 3.9 kn, Wind SW 4 Bft., wolkenlos, 1011 mb

1526     Logge 68.0 - 4.1 kn, 1726 - 77.0 - 4.5 kn, 1827 - 81.5 - 4.5 kn, 1928 - 85.5 - 4 kn, 2025 - 89.0 - 3.5 kn, 2222 - 95.5 - 3.3 kn -

2400     Logge 101.0, Tagesetmal 61 sm, Kurs 70°, Wind SSW 4 - 5 Bft., wolkenlos, 1011 mb, Wetterleuchten in NW

22. 08. 82

0319     Kurs 070°, Logge 113.8

0607     Motor an, Logge 119.5

0811     Logge 128.4 - 4.5 kn

0907     Motor aus, 3 Stunden, Logge 133.0 - 4.6 kn

0948     Gross, Genua, Wind SW 1 - 2 Bft., halb bewölkt, 1012 mb, Logge 135.0

1008     Logge 136.1 - 3.1 kn

1047     Motor an, Logge 137.6

1106     Motor aus, 0.5 Stunden, Logge 139.0, Wind W 3 - 4 Bft., 3/4 bewölkt, 1012 mb

1207     Motor an, Logge 141.4 - 2.4 kn, 1315 - 146.4, 1407 - 150.2 - 4.5 kn,

1507     Motor aus, 3 Stunden, Logge 155.1 - 4.9 kn

1607     Wind WNW 3 Bft., wolkenlos, 1012 mb, Logge 158.7; eine Front ist durchgezogen. Jetzt herrscht wieder strahlendes Wetter. Ich habe noch nie solange so günstigen Segelwind gehabt. Kurs 065°

1709     Logge 162.6 - 3.8 kn, Wind N 2 - 4 Bft., halb bewölkt, 1011 mb, Wolken ziehen aus N heran; Kurs RWK 65°, KK 55°

1807     Logge 166 - 4 kn

1820     setzte die Fock statt der Genua

1836     die Wolken ziehen Sturmböen hinter sich her; Wind N 5 - 6 Bft., reffe bis zur zweiten Latte

1907     Wind N 4 - 5 Bft., 1/8 bewölkt, 1012 mb, Logge 183.7 - 3.4 kn, 2009 - 174.9 - 4.6 kn, 2214 - 180.3 - 2.9 kn

2220     Knall gehört (???)

2307     Logge 183.7 - 3.4 kn

2409     Logge 188.1, Tagesetmal 87 sm, mein bisher grösstes Etmal

23. 08. 82

0705     sichte Land ! (Es ist Paxos, wie ich später feststelle)

0923     Motor an, um einen Kurs fahren zu können, der nördlich von Paxos vorbeiführt

1123     Motor aus, 2 Stunden; Wind N 5 Bft., wolkenlos; kreuze in den Kanal zwischen Korfu und dem Festland hinein. Es weht mir ein zuerst zu- und dann abnehmender Wind entgegen.

1600     - 1800 Motor 2 Stunden

Ankere in einer Bucht von Corfu inmitten einer Flottillia. Eine sehr seichte, sehr offene Bucht, von üppiger Vegetation umgeben, gegen N und W geschützt - sie heisst "Petreti". Logge 250.0 Seit Messina habe ich 240 sm in 77 Stunden (4 Tagen) zurückgelegt; Tagesdurchschnitt 60 sm, Geschwindigkeit 3 kn.

25. 08. 82

0500     Gewitter, drehende Winde; NE steht in die Bucht hinein und die Wellen werden höher

0945     Anker auf

1145     festmachen Korfu - Stadt, Motor 2.0 Stunden

29. 08. 82

2030     Mutter kommt an Bord

30. 08. 82

1145     Leinen los Korfu - Stadt

1230     ankern vor der Quelle Mon Repos

1800     ankern in Petreti

31. 08. 82

in Petreti, abends an die Mole

01. 09. 82

1000     Leinen los Petreti

1030     ankern in einer Bucht 5 Kabellängen weiter südlich

1300     Anker auf

1600     ankern in einer Bucht nördlich von Mourtemenos, Sivota Inseln; die Bucht ist am Festland. Fahre soweit rein bis der Kiel anstreift; obwohl wir uns so langsam bewegen, gibt es ein unvermutet lautes Geräusch.

02. 09. 82

Badetag

03. 09. 82

1100     Anker auf, Motor und Segel

1300     ankern in der Westbucht von Parga, Motor 3.0 Stunden

04. 09. 82

0900     Verholen in die Ostbucht von Parga zum Einkaufen

1100     Leinen los, Anker auf

1300     ankern Phanari-Bucht, Motor 2.0 Stunden; eine kreisrunde Bucht, in die der Archeron mündet - einer der beiden Flüsse der Unterwelt. Die Flussbarre ist zu seicht, so dass man das Boot nicht in den Fluss bringen kann. Die Bucht ist gegen W offen, die Nachmittagsbrise erzeugt einen ungemütlichen Schwell. Spaziere ein Stück den Fluss entlang. Unter einem Nussbaum treffe ich eine Schäfer, der dort den Kopf in eine Hand gestützt liegt. Er hat früher in Deutschland gearbeitet. Jetzt wünscht er sich Fabriken in der Nähe seines Dorfes.

05. 09. 82

1100     Anker auf Phanari; überqueren den Kanal nach Paxos; unterwegs schreckt das Motorgeräusch einen kleinen schlafenden Hai auf; heisser Tag, gläsernes Wasser.

1500     mit Heckanker und Leinen festmachen in Mogonisi an der Südspitze Paxos; Motor 4. 0 Stunden.

06. 09 82

1200 Leinen los, Anker auf Mogonisi

1300 mit Heckanker und Leinen festmachen in Gaios auf Paxos, Motor 1 Stunde.

07. 09. 82

in Gaios; morgens zum Bäcker, der in einem riesigen, urigen Ofen Brot bäckt; steige  auf den Hügel oberhalb von Gaios und mache ein paar Fotos.

08. 09. 82

1130     Leinen los, Anker auf Gaios

1230     ankern in Lakka auf Paxos

1400     verhole das Boot in den SE-Teil der Bucht; Motor 1.5 Stunden.

09. 09. 82

1100     Anker auf unter Segel, Wind S, Gross, Genua

1600     ankern in Petreti

in der Nacht eine ununterbrochene Folge von Gewittern. Zuerst Wetterleuchten, drehende Winde und Böen. Eine Böe ganz entsetzliche 8 oder 9 Bft. Sehe sie kommen, als ich gerade beim Niedergang rausschaue; innerhalb von Minuten ist die Bucht weiss. Verliere Sitzbank des Dinghys und Pumpe. Beim Kette Geben springt die Kette von der Winsch, wie durch ein Wunder hält die dünnen Schnur, mit der das Ende der Kette angebunden ist, das ganze Schiff. In wenigen Minuten bin ich so durchfroren, dass mir noch nach einer Stunde die Zähne klappern. Der Anker hält sehr gut - 25 m Kette auf 2 m Wassertiefe. Die Suche nach den verlorenen Gegenständen ist vergeblich. Es war falsch bei dem Wetter in der offenen Bucht zu bleiben. Was mir im Nachhinein rätselhaft ist, warum ich nicht gleich den Motor zur Sicherheit habe laufen lassen.

10. 09. 82

Petreti Gouvia; fische einen Bugfender auf, Motor 4. 0 Stunden

11. 09. 82

Ausflug zum Achilleion

12. 09. 82

Mutter fährt heim

13. - 15. 09. 82

in Gouvia

16. 09. 82

1100     Leinen los Gouvia

1400     ankern vor der Quelle von "Mon Repos", Wasser fassen, Bettwäsche waschen

1800     Anker auf

1900     längsseits Wellenbrecher Korfu - Stadt, Motor 4 Stunden.

19. 09. 82

Monika kommt

20. 09. 82

0930     Leinen los; tanken 55 l, 1200 Drm

1015     unter Motor, 145°

1400     Motor aus, Gross, Fock, kreuzen gegen S 80°, Wind SE 2 Bft., dunstig, 1018 mb

1730     Position 2 sm N Sivota Inseln; Motor an

2000     festmachen Lakka auf Paxos, Motor 6 Stunden

21. 09. 82

1200     los Lakka

1700     Mogonisi

24. 09. 82

0915     los von Mogonisi, Logge 50.5

1330     Logge 64.5

1800     festmachen mit Heckanker, Preveza, Motor 7.0 Stunden

25. 09. 82

Nikopolis, Strand

26. 09. 82

Strand, Disko, absonderlicher Ephebe (dh. wir lernen in der Disko zwei junge Griechen kennen – so richtige Griechen, schwarz gelockt, groß, schlank, klassisches Profil. Einer ist bei den weißbestrumpften Wachen, die den griechischen Präsidenten beschützen. Sie haben einen etwas absonderlichen Humor und gefallen sich dabei, ihre Unempfindlichkeit gegen Schmerzen zu beweisen, indem sie Zigaretten an ihren Unterarmen ausdrücken).

27. 09. 82

Ausflug mit dem Bus nach Arta

28. 09. 82

0800     Leinen los Preveza

1700     Parga, Ostbucht, Motor 9.0 Stunden

29. 09. 82

0915     los von Parga

1315     ankern Sivota, Motor 4.0 Stunden

30. 09. 82

0900     Anker auf

1300     längsseits in Gouvia

03. 10. 82

Gewitter, Regen, schwül; Monika reist ab; abends kommen Hans und Waltraud. In den folgenden Tagen ist das Wetter recht schlecht. Badeausflug mit dem Boot vor Gouvia. Verholen nach Korfu - Stadt.

07. 10. 82

1100     Leinen los Korfu, Wind SE 5 - 6 Bft., 3/4 bewölkt

2400     Tagesetmal 47 sm; segeln "Schmetterling" mit Fock und Gross; schwacher Lichtschimmer über Albanien. Hans und Waltraud gehen Nachtwache, während ich schlafe - es ist ihnen nicht sehr heimelig - ein sehr kräftiger Wind, Schaumkronen auf der dunklen See und das durch die Finsternis brausende Boot.

08. 10. 82

0700     Wind WNW

0730     Motor an

0830     Motor aus, Wind S 2 Bft, Gross, Fock

2000     festmachen Brindisi, Motor 3 Stunden

10. 10. 82

0715     Leinen los Brindisi, Logge 91.0

1430     Motor aus, 7 Stunden

1600     Motor an, Logge 114.0

11. 10. 82

2100     Motor aus, 29.0 Stunden

12. 10. 82

0800     Motor an

1000     festmachen Hafen Gruz bei Dubrovnik; wenig später starkes Gewitter; Kaimauer veläuft unter der Wasseroberfläche schräg, so dass die eine Kimmplatte scheuert --> 2 Lagen Fender und Fenderbrett; einklarieren.

13. 10. 82

1000     nach Marina Dubrovnik (Komolac, Mokosicka)

1100     fest

15. 10. 82

Hans und Waltraud fahren ab; Motorstunden bisher 1981: 144, 1982: 252, zusammen 396 Stunden.


Photos: Einfahrt Porto Andraitx(1), Andraitx(2), Palermo(3), Cefalu(4), Str.v.Messina(5), Gaios/Paxos(6), Lakka/Paxos(7), i. , Strand bei Preveza(9)

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