Schottland 1991

21.07. - 15.08.

1. Tag, Sa.21.07.: Zürich - Oostende
2. Tag, So.22.07.: Oostende - Colchester
3. Tag, Mo.22.07.: Colchester, Tollesbury
4. Tag, Di.23.07.: London - Edinburgh
5. Tag, Mi.24.07.: Edinburgh
6. Tag, Do.25.07.: Edinburgh - Pitlochry
7. Tag, Fr.26.07.: Bblair Castle, Daviot (Inverness)
8. Tag, Sa.27.07.: Doll (Dunrobin)
9. Tag, So.28.07.: Doll
10. Tag, Mo.29.07.: Dunbeath, Wick
11. Tag, Di.30.07.: Keiss, Skirza, John o' Groots
12. Tag, Mi.31.07.: Thurso, Tongue, Loch Eriboll, Durness
13. Tag, Do.01.08.: Durness, Cape Wrath
14. Tag, Fr.02.08.: Durness - Ullapool
15. Tag, Sa.03.08.: Falls of Mesach, Kinlochewe, Torridon
16. Tag, So.04.08.: Kyle of Lochalsh, Eilean Donan Castle, Glen Morriston
17. Tag, Mo.05.08.: Loch Ness, Neptuns Staircase, Ft. Williams, Oban
18. Tag, Di.06.08.: Oban, Kilberry, Clachan
19. Tag, Mi.07.08.: Rundreise durch Kintyre
20. Tag, Do.08.08.: Tabert – Eredin House / Loch Awe
21. Tag, Fr.09.08.: Eredin House
22. Tag, Sa.10.08.: Loch Awe - Girvan
23. Tag, So.11.08.: Girvan - Kirkudbright
24. Tag, Mo.12.08.: Dumfries, Gretna Green, Hermitage Castle, Hawick
25. Tag, Di.13.08.: Edinburgh, Arthur's Seat.
26. Tag, Mi.14.08.: Edinburgh – London – Dover – Oostende
27. Tag, Do.15.08.: Zürich

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1. Woche Colchester bis Blair

Sa. 21.07.91
22'00 Abfahrt von Zürich mit dem Nachtzug nach Oostende im Liegewagen; sehr heiß. In Basel beim Rangieren sitzen wir in der geöffneten Waggontür.

So. 22.07.91
Morgens Ankunft in Oostende. Frühstück im Bahnhofsbuffet. Der Bahnhof liegt direkt am Hafen. Erkunde die Umgebung während Niggi auf das Gepäck aufpasst. Photos von Niggi, vom Hafen und einer Kirche in der Nähe. Schöner, sonniger Tag. Mit dem Tragflügelboot nach Dover. Die Überfahrt wird völlig absurderweise auf einen "Flug" getrimmt mit Anschnallen und "Lift off", etc. Begegnen unterwegs vielen Segelbooten. Ich bekomm ein schlechtes Gewissen, wenn ich an Heizari erinnert werde.  In Dover sehr hastiges umtauschen der Gutscheine für den BritRailpass; Weiterfahrt nach London Victoria (ca. 2 Stunden).  Warte am Boden sitzend, während Niggi die große schwarze Reisetasche mit Zelt und Campingausrüstung abholt und versucht weiterzusenden. Es ist nicht möglich! Es ist nicht nur extrem teuer - 80£ (!) sondern man müsste das Gepäck von Victoria selbst nach Kings Cross transportieren.  Wir telephonieren mit Pat, der uns bei seinem Bruder Neville im Norden Londons erwartet. Mit zwei Rucksäcken, drei Reise- und einer Phototasche, darunter die riesige mit der Campingausrüstung fahren wir mit der U-Bahn nach Cockfosters. Pat und Biggi holen uns ab. Lernen Pats Eltern, seinen Bruder Neville, dessen Frau Debbie und ihre Kinder Allister und Douglas kennen. Pat und Biggi's Marika ist auch da. Mache ein paar Photos von der Familie. Mit Mühe bringen wir das Gepäck in Pats Auto unter und fahren, größtenteils über die Ringautobahn um London, nach Colchester.  Das neue Haus in dem die Holleys wohnen ist sehr schön. Eine neue Einfamilienhaussiedlung in der es gelungen ist die Eintönigkeit zu vermeiden indem jedes Haus ein wenig variiert wird, eine Holzverkleidung da, einen anderen Farbe des Holzes, zwei drei Haustypen durcheinander gemischt, etc. Hinter dem Haus ein Gärtchen in dem ein paar Pflanzen am Bretterzaun entlang vor sich hin trocknen. Im Gedenken ab meine Mutter gieße ich abends den Garten, - mit der Kanne, da es keinen Schlauch gibt. Pat beschwert sich später spaßhaft darüber, dass ich zu viel Wasser verschwende.  In England herrscht eine zwanghafte Sparsamkeit und Beschäftigung damit, was sich jemand leisten kann und was nicht.  An dem Abend Abendessen mit Brot und Käse.

Mo. 22.07.91
Ausflug mit Pat und Marika in die Saltmarshes bei TOLLESBURY. Meine Aufnahmen von den auf Pfählen stehenden Häusern werden alle zu hell, - weiß nicht warum, wahrscheinlich den Belichtungsmesser nicht eingestellt. Die anderen Photos sind auch etwas zu hell aber brauchbar. Über des dicke Kraut führen Holzstege, dazwischen verschlungen Rinnen und Meeresarme in denen bei Flut das Wasser steht und bei Ebbe der schwarze fette Schlamm glänzt. Ein Leuchtfeuerschiff, das zu einem Wohnhaus umfunktioniert wurde, ein Boot dessen Kajüte und Deckssprung an die Golden Hind erinnert. Ein schlankes altes Holzboot, dessen Besitzer uns zu einer kurzen Besichtigung einlädt und mit dem wir ein wenig plaudern, - irgendwie über den Einfluss des Mondes auf die Gezeiten, er erzählt ganz selbstverständliche Dinge als ob es eine besondere Erkenntnis wäre.

Am Rückweg Lunch im Garten eines Pubs. Seltsam ist die Sitte an der Bar alles Bestellte sofort zu bezahlen. Marika bekommt auch ihren Schoppen und ist ganz zufrieden. Abends Indian Take-Away Dinner; sehr reichhaltig ... sehr ... gutpd ... keuch ... sehr, sehr reichhaltig.  Biggi arbeitet bereits wieder in der Administration der Universität, Marika ist bei einer Tagemutter und Pat studiert Computer Sciences, Artifical Intelligenz.  Ich weiß immer noch nicht, warum man überhaupt reist. Patrick meint, damit man sieht wie andere Leute leben und so eine Perspektive auf sein eigenes Leben gewinnt. Er reagiert irgendwie ärgerlich darauf, dass ich den Sinn des Reisen sosehr in Frage stelle. Seine Sicht bedeutet, dass das Zurückkommen Teil der Reise ist. Das ist jedoch nicht, was Reisen für mich bisher war. Für mich war Reisen immer das Eintauchen in ein anderes Leben. Die Reise nach Griechenland zB., war Leben in Griechenland als philosophischer Wanderer; war auch, mich zu einem anderen verwandeln.

Di. 23.07.91
Morgens bringt uns Pat zum Zug. Wir fahren mit den Pendlern nach London; geraten in den Raucher, die Leute schloten wie blöd, am Morgen, im Zug, brrrr ... grauenhaft. Um 9'00 Abfahrt nach London Liverpool Street. Mit der U-Bahn nach Kings Cross. Kaufen Imbiss, Sandwich und Cola an so einer modischen Imbiss-Bar (ziemlich teuer). Mit dem Inter-City in ca. 4 Stunden nach  Edinburgh. Der Zug ist sehr modern, mit Klimaanlage und diesen idiotischen Flugzeugsitzen. Unsere reservierten Sitze stehen gegen die Fahrtrichtung.  In der Touristinformation stehen hunderte Leute an. Ich finde nach einigem Suchen das Accomodation Bureau im Bahnhof und reserviere dort ein B&B (Bed and Breakfast); fahren mit dem Taxi dorthin. Spazieren abends in die Stadt. Es regnet und wir haben keinen Schirm. Alles ist grau und dreckig. Abendessen in einem "Leisure Palace"; es gibt nichts weniger palasthaftes, aber die Serviererin ist freundlich und warmherzig.

Mi 23.07.91
In Edinburgh. Besichtigen das Schloss von außen. Photographieren die mit Schottenröcken bekleideten Guards. Einer kommandiert und zwei marschieren und stampfen zur vollen Stunden auf und ab. Nach der Parade richtet der Chef seinen Untergebenen den verrutschten Gürtel und die Stutzen. Alle Frauen gucken unter seinen Rock als er sich runterbeugt um dem einem Wächter die Stutzen hochzuziehen.  Durch die Princess-Street, die Einkaufsstraße auf der Suche nach Schirmen. Wir finden verschiedene, können uns aber nicht dazu entschließen einen zu kaufen. Niggi, in ihrer Tramperbekleidung probiert statt dessen elegante Hüte. Wir werden den Rest des Urlaubs ohne Schirm durchstehen und es wird sich rausstellen, dass wir auch keinen brauchen. - Einkauf eines Imbisses in einem großen Kaufhaus und Mittagsrast auf dem Carlton Hill. Niggi sucht dringend ein WC. Unterdessen beobachte ich einen dicken Österreicher, der einen Hippie bittet eine Video mit seiner Kamera von ihm zu machen, "Please, kann make a photo of me in front of the Castle?". Es gibt kein WC und wir gehen ziemlich übereilt zur Weaverly Station. Stadtrundfahrt mit einem oben offenen Doppeldeckerbus. Danach Rast auf einer Wiese in der Nähe des Bahnhofs. Tausende Touristen, in der Sonne sehr, heiß im Schatten kalt. Bin ganz KO. Laufen noch ein bisschen rum, - Royal Mile und machen uns auf den Heimweg. Bier in einem geräumigen, ruhigen Pub. Kaufen ein Abendessen in einem chinesischen Take-away, - scheußlicher Fraß.

Unser Quartier ist das "Ashwood House" in der Minto-Street No. 20. Alle B&Bs der mittleren bis unteren Preisklasse in Großbritannien sind deprimierende zusammengeflickte und gestoppelte Abscheulichkeiten, die deswegen mit £ 15 pro Person, ca. SFr 43 keineswegs billig sind. Will man billig und bequem reisen ist man mit einem geräumigen Zelt oder einem Wohnwagen immer besser dran.  Für B&B haben wir zw. £18/34 (SFr 45/85) für beide bezahlt, für Camping zw. 2,60/6,30 (SFr. 7/16). Die billigste Variante für die Reise, außer Trampen wäre mit Mietauto und Zelt von Zürich zu fahren. Die Kosten für die Fähre kenne ich zwar nicht, aber Benzin und Fähre wären sicher nicht an die SFr. 1600 für Zug und Liegewagen nach Edinburgh und zurück herangekommen. Allerdings muss man beim Zelten Mücke, Regen und Kälte einrechnen!

Do. 25.07.91
Holen das Mietauto im N von Edinburgh (Woods Car Rental, mit ca. 1200 SFr. für dreieinhalb Wochen recht günstig). Nachdem wir das Auto beladen haben zur Bay Bridge, die über den Firth of Forth führt. Machen Bilder von der alten Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jht. und der neuen Autobahnbrücke aus den sechziger Jahren des unsrigen. Fahrt in eine immer beeindruckendere Landschaft. Weite Täler, bewaldet Hügel und ein riesiger Himmel mit seiner eigenen grandiosen Wolkentopographie. Tagesetappe ist PITLOCHRY. Nach einem langen Umweg bei der Suche nach dem ersten der beiden eingezeichneten Campingplätze, finden wir den zweiten am NW Ende des Ortes. Ein geräumiger, schräg abfallender Platz unterhalb von Straße und Bahnlinie; trotzdem nicht zu laut. Die Duschen recht sauber; ungewöhnlich das von Moor braune Wasser aus den Hähnen. Nach unten ist er durch Wald begrenzt. Wir gehen an den Fluß und machen einen ausgedehnten Abendspaziergang entlang des Gewässers.

Fr. 26.07.91
Nach BLAIR CASTLE. Der Herzog von Blair Atholl ist jener, der von Königin Viktoria das Recht erhalten hat eine eigene Armee zu unterhalten. Deren Auftritt um 11 Uhr versäumen wir, weil wir gerade einer Führung im Schloss folgen. Besichtigung, zahlreiche Photos innen (Agfachrome 1000) aber nur wenige außen. Weiter über die A9 in NW Richtung. Weiter durch den PASS OF DRUMOCHTER. Erstmals schottisches Hochland, weit, kahl und leer. Zwischen Dalwhinnie und Etteridge über Neben-Nebenstraßen, die der A9 folgt. Ein 4-WD Club überholt uns; Mittagsrast, wir kochen Kaffee und halten ein Schläfchen (Photos auf denen ich wie ein Alkhie aussehe); ein Reisender in einem Mercedes borgt von uns Salz für seine Jause. Ab und zu auf Seitenstraßen parallel zur A9 (zB. bei Carriebridge und Loch Moy. Camping in DAVIOT ca. 4 km SE von Inverness. Ein etwas kahler viereckiger Platz neben der Straße, viele Fliegen. Später kommt ein Reisebus mit einem "bunch of Austrians", die anscheinend eine Rundfahrt mit Kampieren machen; sie müssen auch noch selbst kochen. Machen zuerst einen Spaziergang und dann eine "detour" mit dem Auto Richtung Croy.

2. Woche Inverness bis Ullapool

Sa. 27.07.91
Nach Inverness in einen großen Supermarkt am Stadtrand zum Einkaufen. Wir haben immer ein bis zwei große Schachteln Esswaren dabei, - immer Angst wir könnten einmal zu wenig haben. Niggi kauft die Tasse mit dem vom Baum hängenden Snoopy. Um den Beauly Firth nach Beauly. Besichtigen die Ruine der Priorei. Sie ist, wie einige anderen Orte, vor allem Abteien, von Königin Mary auf einer großen Rundreise besucht worden.
Vor Alness nehmen wir die Nebenstraßen A836, die direkt nach N durch das Hochland führt, während die A9 einen großen Bogen nach E über Tain an die Mündung des Dornoch Firth macht. Das Hochland, das wir durchqueren, ist eintönig durch die Tannenaufforstungen. Doch als sich die Straße zum inneren Dornoch Firth absenkt eröffnet sich ein grandioser Ausblick auf den Firth, Bonar Bridge und den dahinter liegenden Kyle of Sutherland mit einem von dunklen Wolken tiefen Himmel; der Wind pfeift über das Heidekraut und die Farne. Zurück zur A9 und am Ufer entlang nach Bonar Bridge. Warmes Lunch in einem Pub; ein uralter Hühnerschenkel mit lauwarmen, lappigen Pommes Frites auf einem rohen, traurig herumhängenden Salatblatt. Photos vom Kyle of Sutherland und Niggi vor dem Post Office. Verlassen den Ort auf einen steilen Neben-Nebenstraßen nach N, nach Sleasdairidh und Loch Buidhe. Bei einer Farm photographiert Niggi die Rinder. "Oben" sieht es aus wie auf der Rax. Die sich wieder absenkende Straße folgt einem kleinen Bach. Entlang dem Wasser einen üppige Vielfalt von Pflanzen und Kräutern, alles Töne in Grün; unterwegs Hasen und Rebhühner (oder Fasanhennen). Als wir die A9 beim Loch Fleet wieder erreichen ist sie auch nicht mehr sehr breit. Über Golspie zum DUNROBIN CASTLE. Für einen Besichtigung ist es zu spät, 6 Uhr. Wir machen einen Spaziergang durch den Park (wobei ich mein Feuerzeug verliere). Dunrobin gehört den Earls of Sutherland, die viel Land im äußersten N besaßen. Einer aus diesem Geschlecht war es, der die berüchtigten "Highland Clearings" im vorigen Jahrhundert durchführte, die Vertreibung von 30'000 Landpächtern um Land für Schafzucht und Jagd zu gewinnen. Bei DOLL finden einen kleinen Campingplatz neben der Straße. Ein Teil liegt zw. Straße und Bahn, der andere jenseits der Geleise am Steilufer, dass etwa 10 m zum Strand abfällt. Auf dem Campingplatz stehen 3 Campingbusse und zwei Zelte diesseits der Bahnlinie und zwei winzige Zelte jenseits, wo wir uns hinzugesellen. Wir tragen unser Zeugs vom Auto zum Platz, laufen sicher hundert Mal hin und her, wobei wir jedes Mal die Schranken öffnen und schließen. Die kleine Sanitäranlage, 2 Klos und Waschbecken, ist sehr sauber, der Platz mit £ 2,60 der billigste der Reise.

So. 28.07.91
Ruhetag auf dem Seasidecamping bei Doll. Das Wetter ist strahlend schön. Sonnenbaden (Sonnenbrand), lesen, Spaziergehen am Strand, Schwimmen (2 Minuten im 15° kalten Wasser; eigentlich wäre es praktisch ein kleines Thermometer mitzuhaben, mit dem man Wasser und Lufttemperatur messen kann), beobachten und photographieren der Seelöwen (!). Das Zelt ist viel zu klein um darin gemütlich zu wohnen. Wir stoßen überall mit unseren Schlafsäcken an und außer uns selbst können wir nichts unterbringen. Den kleinen Kocher verankere ich mit Drahtheringen im Windschutz des Zeltes. Beim Sitzen am Boden, auf den Schlafunterlagen, wird es abends schnell kalt und feucht. Wir sind froh die Faserpelze mitzuhaben. In Doll gibt es wenig Mücken. Wir wissen noch nicht was uns später erwarten wird.

Mo. 29.07.91
Weiter. Von Doll nach DUNBEATH. Niggi besucht das Dunbeath Heritage Museum. Das gleichnamige Schloss gehört einem Amerikaner, der den Heritage Trust finanziert. Neben Ausgrabungen und der Aufzeichnung der lokalen Geschichte wird auch die Aufzucht von Highland Cattle unternommen.  LAIDHAY CROFT Museum, ein mit alten Gebrauchsgegenständen und Geräten eingerichtetes Bauernhaus. Das Dach ist mit Heidekraut und Riedgras gedeckt. Das Riedgras wird alle drei Jahre erneuert. Nehmen Kaffee und Kuchen in der Cafeteria nachdem die Mannschaft eines Reisebusses abgezogen ist. Abstecher zum CAIRN of CAMSDER, vorbei an Tannenaufforstungen, über eine schnurgerade Straße. 2 Steinhügelgräber 5 m N-lich der Küste, umgeben von Moor und Heidekrautlandschaft, die stellenweise aufgeforstet wird (Die Anpflanzung von schnell wachsenden Tannen wiederspricht der Landschaft. Die Hochmoore sind natürlich entstanden, ein Aufforstung mit Mischwald wäre aber wesentlich natürlicher. HILL O' MANY STONES, Reihen von ca. 200  niedrigen Steinen; leicht divergierend, sodass sie von einem Punkt aus parallel aussehen. Nebel. CAIRN O' GET, der sich, anders als in der Karte, N-lich von dem Hill o' Many Stones befindet. Etwa 2 km Anmarschweg im Nebel, wenig beeindruckend, aber es ist wenigsten kein renovierter Cairn (so wie der von Camsden, der sogar mit einer Betondecke versehen war). Imbiss in Wick in einer witzigen alten Cafeteria mit Zuckerlgeschäft. Zwei alte Damen bedienen. Kaufen noch Gaskartuschen in einem Eisenwarenladen. Lange, ziellose Rundfahrt durch die öde Landschaft SW von John o' Groots, bis wir abends, bei Nebel, müde und frustriert ein recht ordentliches B&B finden; bei Keiss zw. Wick und John o' Groots.

Di. 30.07.91
Niggis Geburtstag. Habe am Morgen ganz darauf vergessen. Vom B&B bei Keiss machen wir einen Abstecher nach SKIRZA um ein Broch, eine prähistorische Wohnstätte zu sehen. Wir finden sie aber nicht; Photos an der Klippe und an dem Landungssteg, der sich Hafen nennt; sonnig. Bis wir in JOHN O' GROOTS sind, wieder Nebel. Der Ort ist kleiner, als ich erwartet habe. Ein winziger Hafen für die Personenfähre zu den Orkneys, ein paar verstreute Häuser, das "Last House of Scotland" Museum und das John o' Groots Hotel, ein achteckiger Bau, von dem gesagt wird John von Groots habe das Haus für seine Familie gebaut und einen Eingang für jedes seiner 8 Kinder. - Beim DUNCANSBE HEAD E-lich von J.o'G. totaler Nebel. Über eine "scenic route" zum DUNNETS HEAD im W. Photo von von Niggi im Auto Flöte spielend.  Unterwegs zeitweise sonnig, doch bis wir am Kap sind, hüllt der Nebel wieder alles ein und es pfeift ein kalter Wind. Auch den Rest des Tages werden wir immer wieder Nebel haben.  Auf dem Weg weiter nach W machen wir einen Halt an der Felsenküste mit ihren schrägen Gesteinsschichten und einmal an einem Sandstrand mit Dünen dahinter. Am Nachmittag erreichen wir THURSO. Ich laufe rum während Niggi im Auto schläft. Werden in einem schönen B&B nicht eingelassen. Danach buchen wir über die Tourist-Information in einem ruhigen, nicht besonders gemütlichen Haus auf einem Hügel am Stadtrand. Abendessen im Portland Hotel, Niggis Geburtstagsessen. Essen und Bedienung ist gut. Wir fühlen uns nicht besonders wohl, da wir nichts ordentliches zum Anziehen haben. Das Hotel wäre nicht viel teurer gewesen, sodass wir auch dort hätten übernachten können.

Mi. 31.07.91
Niggi hat Zahnschmerzen (eigentlich schon seit wir von Zürich abgefahren sind). Gehen am Morgen zum Zahnarzt. Vermutlich ist es ein Abszess unter dem Zahn neben ihrem so stark plombierten. Sie wird versuchen die Entzündung mit Antibiotika zu heilen. Aufbruch von Thurso bei dickem, warmen, feuchten Nebel, - entlang der Küste nach W. Vorbei am Dunray Atomkraftwerk.  Phantastische Strände am FARR und TORRISDALE BAY bei BETTYHILL. Abstecher nach SKERRAY. Kolossal abgelegen und einsam; zwei, drei Wohnwagen am Strand, eine felsige Bucht und ein paar Inseln vor der Küste. Jedoch weniger karg und eintönig als zB. um John o' Groots. TONGUE am Kyle of Tongue ist recht lebhaft und touristisch. Dh. man sieht zwei, drei Grüppchen auf der Straße und ein paar Autos mehr. Der grandioseste Fjord des Nordens ist Loch ERIBOLL. Landeinwärts im S verschwimmen Bergkette um Bergkette im Dunst. Über dem Wasser liegt das Glitzern der tiefstehenden Sonne. Direkt unter uns eine Landzunge mit Bunkern aus dem Weltkrieg und eine einsame verankerte Yacht, die einzige, die wir so weit im N sehen, mit einem älteren Mann als Skipper. Kurz vor Eriboll überqueren wir den Ausfluss des Loch HOPE mit den Ben Hope an seiner E-Seite im Süden unserer Route. Das Sträßchen, dass sich von hier ins Landesinnere zieht sieht ebenfalls sehr einladend aus. Tagesetappe ist DURNESS. Auf einem Hügel am Ortsrand, am Ende einer Sackgasse bekommen wir ein kleines, putziges Zimmerchen in einem kleinen Häuschen. Der Wind pfeift einem da oben um die Ohren, Windjacke, Hut oder Kopftuch sind wichtige Kleidungsstücke, obwohl es sonst nicht kalt ist. Abendspaziergang zur Smoo Cave. Abendessen in dem kl. Pub zwei Häuser straßenabwärts. Später spielen drei Einheimische, einer davon der Sohn unserer Vermieterin, die anderen beiden betreiben die kleine Fähre über den Kyle of Durness, schottische Musik. An unserem Tisch ein deutscher Motorradfahrer, der schon seit 6 Jahren nach Schottland kommt. Er und die Spieler laden sich immer wieder zu neuen Runden von Bier und Whisky ein; es wird einem schon vom Zuschauen schlecht.

Do. 01.08.91
Bleiben in Durness. Ausflug zum CAPE WRATH dem NW-lichsten Punkt Schottlands. Mit Boot und Minibus zum Kap. Müssen auf beides lange warten, da mit uns noch 20 bis 30 andere dorthin wollen. Am Kap ein Leuchtturm mit einem riesigen Nebelhorn, eine steil abfallende Küste, tief eingeschnittene Rinnen, Felsen, Seevögel. Nach E die Felsköpfe und Abstürze der Küste, die sich im Dunst verliert.  Es ist sehr diesig, - nicht gut fürs photographieren. Wir gehen ein Stück des Wegs zurück, aber nicht lange bis wir uns vom Bus wieder mitnehmen lassen, - es ist zu heiß und drückend, wir sind irgendwie müde und unruhig, sodass wir das Hiersein nicht so recht genießen können. An und für sich kann man die Küste entlang bis zum Bootsanleger wandern. Wir sehen eine organisierte Wandergruppe, die das macht. Das Innere der Halbinsel gehört dem Militär, das hier mit Bombenflugzeugen übt. Einkauf in Durness. Nehmen unser Lunch auf dem Strand von BALNAKAIL. Ein riesiger, weißer Sandstrand mit Dünen und Felsen im Hintergrund, davor die Klippen und Berge des Kaps. Nur leider ist es entweder zu heiß oder zu kalt. Machen noch einen langen Spaziergang an vom Wasser ausgehöhlten Felsen vorbei zu einem weiteren Abschnitt des Strandes; im Sand halb vergraben riesige Quallen. Am Abend wandert eine Herde Kühe über den Strand heimwärts.

Fr. 02.08.91
Von Durness nach ULLAPOOL. Am Kyle of Durness entlang und durch das Hochland, The Parph, an die Westküste, die wir bei Loch INCHARD erreichen. Dieser Abschnitt ist kahl und düster, der Himmel wolkenverhangen. Im Westen tut sich eine reich gegliederte Küste auf. Die Lochs am Festland tragen Seerosen
Die Küste ist immer noch wild und ungezähmt, doch freundlicher als im Norden und abwechslungsreich. Viele kleine Buchten und Inselchen beleben die Landschaft. An jeder Biegung möchte man stehenbleiben, schauen und photographieren. In KYLESKU am Loch Geldhu neben wir Kaffee und Sandwich. Das Boot für die Rundfahrt am Loch fährt gerade ab, doch wir können uns nicht entschließen mitzugehen. Auch jetzt schon sind wir ein wenig müde von den Anstrengungen der Reise und den vielen Eindrücken. Kurz vor Kylesku die Photos vom Seerosenteich und über zwei Häuser hinweg in die Bucht. Besonders lohnend ist der Umweg über die B869, DRUMBEG, CLASHNESSIE, Stoer nach LOCHINVER; weiter auf einer unbezeichneten Nebenstraße über Inverkirkaig zum Loch Lurgainn und zurück auf die A835 bei Drumruine Lodge. Wir übernachten am Campingplatz in Ullapool. Hier endet der wilde Norden, hier beginnt ein viel lebhafterer Tourismus. Der Campingplatz ist stark besucht, trotzdem finden wir problemlos einen Platz. Schöner Sonnenuntergang über den Inseln. In der Luft soviele Mücken, dass man nicht vermeiden kann sie einzuatmen.

3. Woche Ullapool bis Eredin House

Sa. 03.08.91
Niggi kauft vor der Abfahrt ein paar Kleinigkeiten in einem Coop. 12 km zu den FALLS OF MESACH. Eine in einer flach-hügeligen Landschaft eingeschnitten Schlucht mit einem wenig beeindruckenden Wasserfall, eine Brücke, von der aus man das ganze besichtigen kann. Biegen auf die A832 nach NW; entlang LITTLE LOCH BROOM und GRUINARD BAY. Gestern war das Gestein Kalk. Die Buchten und Berge waren klein und stark gegliedert, die Straßen kurvig. Heute überwiegt das rötliche, blockige Gestein;  die Sealochs gerader, flacher, die Ufer weniger steil. (Photo von Little Loch Broom, dem mit den beiden Feldern vis a vis, nach hinten, also nach SE; Photos in Gruinard mit der Insel und den Yachten). INVEREWE Gardens hinter einer flachen Halbinsel, nach einem Aussichtspunkt. Schöner, tropischer Garten. Machen nur eine kurze oberflächliche Besichtigung. Um sich dem Garten ganz zu widmen müsste man einen Tag dafür reservieren. Gleich hinter Inverewe sieht man zum LOCH MAREE und könnte von hier auch dorthin wandern; wir sehe eine Gruppe unterwegs. Danach wieder kahles Hochland. Durch aufgeforsteten Wald an das Loch Maree. Ausblick über einen großen Kahlschlag, einige kl. Inseln im Loch, aber nicht so beeindruckend wie erwartet. Von Loch Maree nach KINLOCHEWE. Weites, großes Tal, kahle Berghänge zu beiden Seiten. Vom Kaledonischen Wald keine Spur. Durch den GLEN TORRIDON nach Torridon; weit, kahl, sehr einsam, eintönig. Wetter wieder heiß/kalt, dh. in der Sonne brennend heiß, im Schatten windig und kalt. Zeltplatz in Torridon sehr schön, - wenig Zelte, keine Autos auf dem Platz. Am Abend leichter Regen und eine Mückenkatastrophe. So viele, dass sie einem in Mund, Nase und Ohren fliegen. Das Zelt lässt beides durch, Mücke und Regen.

So. 04.08.91
Von Torridon in den GLEN MORRISTON, Ceamacroc am River Doe (?). Sind ausgehöhlt von der ungemütlichen Nacht; stehendes Frühstück wegen der Fliegen. Um das Loch Torridon herum nach SHIELDAIG (2 Photos, netter kl. Ort). "Detour" über Fearnmore nach APPLECROSS. Beim Hinauffahren phantastischer Blick über Berge, See und Wolken; wieder diese grandiose Wolkenlandschaft (Photos). An der gerade von N nach S verlaufenden W-Küste Blick zu den Inseln Bassey, Rhona und Skye. (Niggi Photo von Grass überwachsener Steinscheune). Recht viel Touristen in Applecross. Über eine abenteuerliche Passstraße, durch Wolken und Nebel zurück zur A896. Zwischenfall mit einer Frau in einem entgegenkommenden Auto, die gasgebend an einer Ausweiche vorbeifährt und sich weigert zurückzustoßen; bin sehr zornig, habe aber nicht genug Geduld sie auszuwarten. Lunch in LOCHCARRON; langgezogenes Straßendorf mit weißen Häusern (Hering, Chips, Erbsen). Danach zur Ruine der Burg STROME am Loch Carron; ohne sich mit der Geschichte der Burg, die der Stammsitz eines Clans war,  zu beschäftigen, sind die Überreste nicht sehr beeindruckend. Zurück, um das Loch herum; "Detour" über Plockton nach KYLE OF LOCHALSH. Auf der A87 treffen wir auf starken Ferienverkehr. Der Ort ist der Fährhafen für die Insel Skye. Sind schon recht müde. Zur Burg EILEAN DONAN Castle; ein schottisches Bilderbuchschloss, sehr photogen. Doch die Gegend rundherum ist zersiedelt, Autobahnen, Industriehallen, ein Kieswerk, etc. Eilean Donan wurde erst in den 30er Jahren wieder aufgebaut. Am Parkplatz vor dem Castle stehen mehrere Busse. Wir bedanken uns im Geiste und ziehen vorbei. Fahren nun durch GLEN SHIELD vorbei an den FIVE SISTER; ähnlich den Alpen, begraste Kuppen, Tannenwälder). B&B kurz nach der Straßengabelung am Begin von GLEN MORRISTON.

Mo. 05.08.'91
Von GLEN MORRISTON bis kurz vor OBAN. Frühstück mit nettem schottischen Pärchen, - sie blond mit einem etwas schläfrigem Blick und sehr weißer durchscheinender Haut, er mit spärlich behaartem Eierkopf, rotem Gesicht und dicker, hängender Unterlippe; kommen von der Ostküste (Fraserburgh). Durch den Glen Morriston, - flach, weit, sehr grün -, am Fluss entlang bis zum LOCH NESS. Das Loch Ness an der W-Seite entlang nach Süden. Photos vom Südende nach Norden. An LOCH OICH und  LOCH LOCHY vorbei zu NEPTUNS STAIRCASE, der Schleusentreppe des Caledonian Canal. Vorher Ausblick auf den wolkenverhangenen BEN NEVIS. Lunch in Fort Williams, das von Touristen überläuft. Durch den GLEN COE. Düstere, dramatische Landschaft, erst mit steilen Hügeln links und rechts, dann eine flache, nach allen Seitenabfallende Hochebene mit dunstigen Bergrücken in der Ferne, - bewölkt. Treffen wieder den deutschen Motorradfahrer aus Durness. Entlang des River Lochy, Loch Awe und River Awe wieder nach Westen. Etwas 11 Meilen vor OBAN B&B in einem Cottage gleich hinter der Bahnlinie. Die Landlady ist Deutsche. - Älteres Tessiner Ehepaar, mit dem wir im Garten sitzen und plaudern.

Di. 06.08.'91
Nach OBAN. - Ein charaktervolles Städtchen, Ausgangshafen zu Insel Mull; ein absonderliches "Collosseum" oberhalb der Stadt. Hebe 150 GBP ab; sehen die Tessiner wieder, die nach Mull gehen. - Weiter nach Süden. Bis Loch Melford sehr schöne Landschaft. Nach Loch Gilplead "Detour" nach KILBERRY. Anfangs und Ende naturbelassen, dazwischen viele Farmen. Kein B&B und kein Camping, außer eines bei einer Farm. Zurück auf die A83. B&B in CLACHAN, SMITHY CROFT – sie Finnin, er Schotte. Wir kriegen das nicht so ganz raus, aber es scheint, sie haben ein schreckliches Trauma, wegen eines Kindes, das sie verloren haben. Schöne Räume unterm Dach. Vegetarisches Abendessen, vorher Spaziergang am Meer. Wunderbarer Ausblick zu den Inseln JURA, ISLAY und GIGHA. Sehen die Fähre. Am Strand ein paar Wohnwagen. Lese Farmers "The Fabulous Riverboat"; er schreibt gut aber seine Stories finde ich immer etwas flach.

Mi. 07.08.'91
Rundreise durch KINTYRE. Von Clachan über Southend und Completown nach TABERT – ein Fischerei- und Yachthafen. B&B in einem Haus an der Ostseite des Ortes (Kamin im Zimmer, sehr steile Auffahrt, Italienerin und ihre Mamma als Nachbarn). "Barmeal" im "Islay Frigate Hotel" – guter Rotbarsch, scheußlicher Käse/Bananenkuchen, fürchterlich langes Warten auf die Rechnung. Telefonieren mit Patrick, er geht Samstag nach Saarbrücke auf einen Kurs. Nach dem Norden ist Kintyre nicht mehr so beeindruckend. Es gibt viel Farmland, was mir nicht so gefällt, viele Touristen und wenig B&B.

Do. 08.08.'91
Von Tabert nach EREDIN HOUSE am LOCH AWE. - Sind schon sehr müde vom Rumreisen und würden gerne etwas zum Bleiben finden. Fahren nach INVERARY, aber lassen den Argill Wildlife Park und Inverary Castle aus, wegen Regen und weil's uns nicht mehr so interessiert. - Dann nach Norden zum Loch Awe und am Loch entlang nach SW (auf der S-Seite). Es gibt sehr wenig Unterkünfte, - nur 3 B&B am SW-lichen Ende. Bleiben in Eredin House, teuer aber sehr schön.

Fr. 09.08.'91
Nach dem Frühstück wieder ins Bett zum Lesen (Ivenhoe). Niggi fährt nach Ford am SW-Ende des Loch Awe. - Stark bewölkt und regnerisch. Ab Mittag Spaziergang, - ein Stück die Straße hinab, rauf in den Wald, über Forststraßen "lochaufwärts", überqueren einen Bach, zurück zur Straße und über einen Seitenweg zum Eredin House. - Abends essen im Hotel in Ford; Essen OK, aber eine bedrückende Atmosphäre.

4. Woche Loch Awe bis Edinburgh

Sa. 10.08.'91
Von Loch Awe nach GIRVAN, ca. 50 Meilen S-lich von Glasgow an der W-Küste. - Nach Frühstück, zahlen, Photos vom Haus, Ratschlägen von anderen Gästen und dem Landlord am Loch Awe N-wärts, dann S-wärts nach Inverary und auf der A83 Richtung Glasgow. Auch die Halbinsel Cowal (?) ist sehr schön. - Lange Diskussion über unsere Fehler und ob wir Kinder haben sollen oder nicht. - Mit der Fähre von Dunoon nach Gourock (W-lich gleich bei Glasgow). An der Küste nach Süden. Die ganze Strecke bis Ayse sehr verbaut, - sehr viele 'lokale' Touristen. Vorbei an CULZEAN CASTLE, draußen im Meer CRAIG OF AISLA, eine runde hohe Felseninsel, die wir schon von Kintyre gesehen haben. GIRVAN, etwas größeres Städtchen und Hafen mit 2, 3 Hotels und vielen Besuchern (vermutlich alle aus Schottland und England). Nach einer eher vergeblichen Nachfrage im Touristenbüro, ein B&B am Meer von wo wir allerdings in einen Bungalow am anderen Ende des Ortes verfrachtet werden. - Abendessen (Supper) im King's Arms Hotel. Lese noch lange im (schauderhaften) Wohnzimmer des B&B – am unglaublichsten der Kamin, farbige Glasstücke mit Flackerlicht als "Kohle".

So. 11.08.'91
Von GIRVAN nach KIRKUDBRIGHT. Schöner Streckenabschnitt zwischen Girvan und Ballantree. Über Stranreer nach Glenluce (Abtei). Weiter durch die Halbinsel "The Marchans". - Prähistorisches Fort Ballaloch vor Port Williams. Die ganze Halbinsel schönes, reich gegliedertes Farmland, lange, einsame Küstenabschnitte, die Orte einfach, etwas altmodisch und antiquiert, aber auf ihre Art reizvoll. KIRCUDBRIGHT ist ein gepflegtes Städtchen an einem Flussarm, der den Gezeiten unterliegt. Eine elegante Stahlbogenbrücke führt in den Ort, eine Häuserzeile, eine breite Straße, die zur Ruine eines burgartigen Hauses führt, eine kleine Kirche, ein Park, ein riesiger Parkplatz vor der Touristeninformation und eine Mole mit zwei großen Fischerbooten, die bei Ebbe im Schlamm sitzen. Wir besuchen eine Bildergalerie einheimischer Maler. Aquarelle, Gouachen und ein paar Ölbilder von Motiven aus Kirkudbright und ganz Schottland. Übernachten in einem pastell-grünem Haus im Zentrum; ein großes Zimmer mit Blick auf den Garten und eine rote Kirche. Die Familie hat was mit dem Militär zu tun. Martialische Schlachtbilder vom Falklandkrieg in Öl, Familienphoto mit Sohn in rotem Uniformrock, Mamma mit Kleid und Hut.

Mo. 12.08.'91
Sehr vollständiges Frühstück mit aufgebackenen Croissants und zwei Morgen­zeitungen. Über DUNDRENNAN, AUCHENCAIRN, DALBEATTIE, NEW ABBEY nach DUMFRIES. Der Name "Dumfries" fasziniert mich, denn ich habe in das erste Mal in einer SF Serie als Name von Außerirdischen gelesen. Er erscheint mir immer noch für glotzäugige Aliens passender, als für eine kleine englische Stadt. - Dumfries ist terracotta rot. Das Zentrum liegt am E-Ufer des Flusses Nith. Es ist eine mittelgroße, lebendige Stadt mit Fußgängerzone, Supermärkten, Banken und allen Arten von Geschäften und Gewerben. Telefoniere mit Baden; in Ö. Hat es viel Regen und Überschwemmungen gegeben. - Fahren weiter nach Gretna Green an der schottischen Grenze; danach nach NE in die "Borderlands", New Castleton, Hermitage Castle – eine viereckiger Steinwürfel in einer kolossal einsamen Landschaft. An einer Schweinefarm vorbei nach Hawick. B&B in einem Farmhaus, - eher ein engl. Country House zwischen schönen, alten Bäumen. Abendessen in einer "Bar" (=Pub) in Hawick. Den Steak and Kidney Pie kann man nur als Fraß bezeichnen. Die "Bar" ist ein riesiger durch eine Stufe zweigeteilter Raum, die Schenke eine Insel in der Mitte. Die Stadt hat ein sehr geschlossenes Ortsbild, - Häuser aus graubraunem Stein, ein Rathaus mit mächtigem Uhrturm mit Erkertürmchen – wirkt etwas heruntergekommen und trostlos.

Di. 13.08.1991
Beim Frühstück merken wir, dass heute der Tag ist, an dem wir das Auto zurückgeben müssen. Wir hatten immer angenommen, dass das erst Mittwoch wäre. Fahren sehr zügig zurück nach Edinburgh, wo wir gegen 12h ankommen. Suche nach Unterkunft, erst in der Minto-Str. in der Nähe des alten Quartiers, dann zum Accomodation-Service. Es sei völlig hoffnungslos, wegen des Edinburgh-Festivals- Suchen dann auf eigene Faust weiter, in der parallelen Straße der Minto-Street, wo wir schließlich in einem Guest-House ein Zimmer kriegen; mir 17 GBP pro Person noch ein annehmbarer Preis. Abends noch ein Spaziergang auf Arthur's Seat.

Mi. 14.08.'91
Frühstück um 7:00. Mit Taxi zur Waverly Station, eine 10' verspätete Abfahrt, 12:38 in London. Unsere reservierten Sitze stehen wieder gegen die Fahrtrichtung, wir finden aber zwei unbelegte andersrum orientierte Sitze. - Mit der U-Bahn von Kings-Cross nach Viktoria. Mit einem stark besetzen Zug (mit Türen bei jeder Sitzreihe und keinem Platz für's Gepäck) nach Dover. Dort nochmals die Schlepperei mit dem ganzen Gepäck, treppauf, treppab über Bahnsteige und durch Gänge zum Hydrofoil. Sitzen links, ganz vorne. In 1h 40' nach Oostende. Abendessen im Bahnhofsrestaurant. Am Bahnsteig treffen wir einen netten Österreicher, der auf den äußeren Hebriden war. Der Liegewagen wieder vollklimatisiert, unten eiskalt, oben zum Ersticken. Schlafe sehr schlecht. Der Schaffner gibt uns seinen Schlüssel, mit dem wir das obere, schmale Fenster öffnen können, dann etwas besser. Außer uns ist nur ein Bett belegt.

Am 15. um 7 Uhr in Zürich.

Es war eine rundherum schöne und befriedigende Reise.

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