Urlaub Bretagne (Morbihan, Rhuys)

8. - 21. Juli 1998

 

08. Baden - Ulm
09. über Stuttgart, Karlsruhe, Straßburg, Nancy, Langres, Troye, Montargis, bis Bellegard 50 km vor Orleans.
10. Orleans bis Bretagne, Halbinsel de Rhuys, Campingplatz l'Escalier
11. Escalier. Ambon, Damgan, Penerf.
12. Escalier. Ausflug Carnac.
13. Escalier. Port Navalo. Um den Golf de Morbihan.
14. Escalier. Muzillac, Tour de Parc.
15. Escalier. Billier, Pen Lan, Betahon.
16. Escalier. Ausflug nach Vannes. Chateau Suscinion.
17. Escalier. An die Küste westlich von l'Escalier.
18. Escalier. Damgan, Penerf, Muszilliac.
19. über Nantes, Angers, Tours, Orleans, Troyes, Langres bis Pomoy kurz vor Mulhouse.
20. Mühlhaus Automobilmuseum. Über Freibug bis kurz nach München.
21. nach Hause.

(Di 7. 7. 98) Wohnwagen von Pfister holen (Baden bei Autobahnauffahrt) und beladen.

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(Mi 8. 7.) Aufbruch um 1030. Wegen Wohnwagenverbot im Helenental über Südautobahn und Brunner Ast auf die Westautobahn. Stau bei Linz, starker Regen in Salzburg und Bayern. Viel Verkehr in Ö. und D. Bekomme starke Migräne. Übernachten auf einem Autobahnparkplatz kurz vor Ulm.

(Do 9. 7.) Ulm, Stuttgart, Karlsruhe, Straßburg, Nancy, Langres, Troye, Montargis, bis Bellegard 50 km vor Orleans. Viel Gegend an der Landstraße nach Nancy. Mittagessen bei einem Routier. Obwohl besser als gestern wird mir die Fahrt lang. Benzinverbrauch an die 13l (wollte man das engl. rechnen – also miles per gallon – müsste man rechnen: (100:1,6) durch (Anzahl_Liter : 4,5); das ergibt bei obigem Verbrauch 22m per 1gal; 8l auf 100 km gibt 35m/gal). Geschwindigkeit 80 bis 100 Stundekilometer, bei Steigungen zurück auf 60; lerne nur langsam wie man fährt. Der Wohnwagen ruckt und zieht, das Auto schaukelt als ob man sich auf einem Schiff befände.

 

(Fr 10. 7.) Orleans, Tours, Angers, Nantes bis Plage Treherves auf der Halbinsel de Rhuys, südlich des Golfes von Morbihan; Campingplatz l'Escale.

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Reiseroute an den Golf von Morbihan,   -   Camping l'Escal, Treherve, Ambon (bei "A"), - Einfachklick vergrößert

(Sa 11. 7.) Abstecher nach Ambon. Einkauf auf dem Wochenmarkt in Damgan. Dann auf die Landzunge Penerf mit dem Tour des Anglais. Schönes Wattenland. Innerhalb der Landzunge trockenfallende Gebiete mit Booten. Ein Kreuzerkatamaran fährt gerade hinaus. Abends Zirkus.

(So 12. 7.) Ausflug nach Carnac. Alignements von Menec und Kermario; sind neuerdings eingezäunt; kaufen einen schönen blau glasierten Tonkrug. Mittags in Trinite sur Mer; riesige Renntrimarane, Mittagessen in einem kleinen Gasthaus mit Fischer-Paraphernalien; schöner Ausblick von einer Straßenbrücke auf den Meeresarm und auf die Boote. Kaufen verschiedenes Tongeschirr und eine weißen Krug. Am Heimweg über "Baden" in Frankreich, in der Bretagne! Sauberer aber sonst öder Ort.

(Mo 13. 7.) Ausflug auf die Presquisle de Rhuys – an der Spitze der Ort Port Navalo. Unglaublich starke Gezeitenströme und Stromschnellen vor der Spitze. Viele Boote gehen mit der Strömung hinaus, einige wenige gegenan hinein. Sie scheinen am Platz zu verharren, aber mit der Zeit kommen sie doch weiter. Darunter ein Engländer, den wir mit dem Tele fotografieren. Mittagessen in Port Navalo; mittelgut, Menü um FF. 65, Brigitte Wurstteller und Schweinkotelett, ich Muscheln und Raie (Rochen), zum Dessert Flan Bretonne – ein Pudding mit Zwetschgen. Anschließend Mittagspause an einer geschützten Stelle in den Klippen, sitzen auf den warmen Steinen, beobachten von dort die Boote auf dem Meer. Danach Stichfahrten an die Innenseite des Golfes. In Ambon im Touristbüro eine Fotoausstellung – mäßig, am besten die S/W Fotos. Abends grillen der Spießchen, die wir samstags gekauft haben. Baue das Vordach auf – Schnüre etwas dünn, Wind stark, bin nicht sicher, dass ich es richtig gemacht habe. Habe einen steifen Nacken, kann den Kopf nicht nach links drehen. Photos heut: die Boote bei Port Navalo, das englische Boot wie es in den Hafen fährt (die ratlosen Gesichter bei der Suche nach einem Liegeplatz), Pferde an einem kleinen Gewässer an der Innenseite des Golfes von Morbihan. Habe immer wieder so einen Heißhunger, danach fühle ich mich überfressen.

(Die 14. 7.) Einkaufen im Supermarche von Muzillac. Brigitte kocht Fleischlaberln und Kartoffelpürree. Gehen an den Strand, kriege Kopfweh. Die Flut rauscht herein – unglaublich – es geht so schnell, dass es plätschert wie in einem Fluß. Obwohl es hier weniger überlaufen ist als voriges Jahr in Italien, kann ich Phantasien von Menschenausrottung nicht unterdrücken – Dreck am Strand, Wassermopeds, die wie Idioten in der Bucht herumkurven, überall Autos, Frites-Buden, Ferienhäuser, etc. Die Menschheit ist eine Pestilenz, die die Erde überzieht, schlimmer als alle Plagen der Mythologie zusammen; eine Plage, die die Welt vernichtet, schneller als man schauen kann. – Abends nach Tour de Parc, bretonisches Fest, Feuerwerk. Es ist mir extrem unangenehm mich dazu zu setzten, komme mir als Eindringling vor – arme Brigitte.

(Mi 15. 7.) Ausflug nach Billier, Pen Lan, Spaziergang an der Küste, Dolmen de Grays, Betahon, Picnic am Strand. Daheim wärmen wir die Fleischlaberln auf; lesen.

(Do 16. 7.) Vannes. Spaziergang durch die Stadt, viele alte Fachwerkhäuser, alles sehr gepflegt. Kaufen Delphin für Julia, Mittag in einer Brasserie (in der die Büromenschen der umliegenden Geschäfte essen), Geld wechseln, 2000 öS, die nehmen keine Euroscheck, gerate wieder einmal in Saft; Spaziergang um die Hafen. Daheim lesen. Abends nach Chateau Suscinion, "Evocation historique" aus dem 100jährigen Krieg. Unglaublich schöner Sternenhimmel – Milchstraße, Satellit, 3 Sternschnuppen.

(Fr 17. 7.) Ausflug an die nahe gelegene Küste westlich von uns, Tour de Parc (da gibt es einen Campingplatz am Meer), Suscinion; Penvins mehr entwickelt aber ein schönes Kap.

(Sa 18. 7.) Zum Wochenmarkt in Damgan, wie vorige Woche. Bier, Rose in der Brasserie, 2. Ausflug nach Penerf, verschiedene Fotos, abends bretonisches (eigentlich keltisch) Fest in Muzillac; keltische Reihentänze, eine Art Polka  – zweimal kurze Doppelschritte und dann eine schnelle Drehung, das sieht irgendwie sehr gallisch aus.

(So 19. 7.) Aufbruch zur Heimreise. Über Nantes, Angers, Tours, Orleans, Montargis, Troyes, Langres bis Pomoy, das ist kurz vor Mulhouse. Übernachtung in einem Hof, die Besitzer (aus Muhlhous) laden uns ein, kredenzen uns einen guten Kaffee; nachts Gewitter ohne Entspannung.

(Mo 20. 7.) Nach Mulhous in das Automobilmuseum – wirklich beeindruckend. Über Freiburg und die Schwäbische Alb bis nach München. Sehr heiß. Übernachtung auf einem Autobahnparkplatz nach München.

(Di 21.7.) Heim. Biegen bei Heiligenkreuz vom Brunner Ast ab und fahren über Gaaden, Einöde und Pfaffstätten nach Baden; kurzer spannender Moment, ob wir unter dem Aquaedukt nach der Einöde durch kommen – wir kommen.

(Do 23. 7.) Wohnwagen retour.

 

Urlaub Bretagne 1998 (Morbihan, Rhuys)
aus Brigittes Reisetagebuch

Mittwoch 8. 7.

Abfahrt 10:30 79.974 km – Kaum zu glauben, so spät und doch ein Tag früher als vorgesehen, daher eine gewisse Konfusion und unübliche Hektik. Noch schnell ein Ölwechsel, noch schnell den Feuerlöscher – weil bestellt – holen und erst heute packen. Endlich noch die Kappe von H. geholt und dann winkt uns Maria zum Ab-schied, als wir mit unserem Schneckenhaus und sehr gemischten Erwar-tungen losbrausen. Auf der Umfahrungstraße über die Südautobahn, den Brunner Ast und die Außenringautobahn gelangen wir schließlich auf die West. Das Fahren mit dem Wohnwagen ist scheußlich und sehr langsam! Man hat das Gefühl, man zapple verzweifelt am Stand, während einem ein Riese festhält. Es wackelt bei jeder Bodenwelle, bei jeder noch so geringen Windböe und erst recht beim Überholen – egal ob aktiv oder passiv! A1 wird lange! 10:45!! Raststation Rosenberger-Strengberge. Gulasch, Bier und weiter geht’s westwärts. - Bei St. Valentin (Linz) um 13:40 ein Schild "Stauzone" – wird sofort einge-halten. Die A1 steht und zwar total! Ein ungarischer LKW-Fahrer bezieht auf der Mittelschiene "Hyde-Park-Corner"–gemäße Position und referiert über die Ursachen des Staus. Die Menge hört ihm interessiert zu. Um 14:50 geht's wieder weiter; eher zäh. Sechs Stunden bis Salzburg.  - Grenze, was man früher – vor EU-Zeiten – so nannte, gibt's nicht mehr.Dafür aber Regen. Ein Guss jagt den anderen. 26 km von Bad Tölz entfernt, noch auf der E52, im schönen Freistaat Bayern, nehmen wir unsere Jause. Würstel und Bier, Kaffee und Käseschnitte (Topfen-), DM 18.- Regen inklusive. - Auf der Münchner Umfahrung der befürchtete Stau, dann schleppen wir uns schlingernd weiter. Der Spritverbrauch wird enorm sein. Jeder noch so mickrige Hügel erfordert Vollgas bei zurückgeschaltetem Gang. Hermann hat einen Migräneanfall, mir reicht es auch für heute. - 20:30 – Kurz nach Augsburg brausen wir auf einen Fernlaster-Parkplatz zwischen zwei Brummer. H. ein Aspirin und Decke über den Kopf. Trotz permaneten Autobahgedröhns versacken wir sofort. Mit einer kurzen Unterbrechung schlafen wir bis 06:30 durch; Frühstück und weiter um 07:30

Donnerstag 9. 7.

Unser ürsprünglich geplanter Abfahrtstag und wir sind um 08:30 vor Stuttgart, wo wir unseren Tank anfüllen. Es ist endlich gelungen - seit März – unser Radio zu programmieren. Dieses unerwartete Erfolgserlebnis wird aber noch erhöht als wir die Staumeldungen für die hinter uns liegenden Autobahnabschnitte hören. Regen; bergauf und bergab geht's durch die schwäbische Alb; - sehr enervierend mit dem Gespann.  Nach Karlsruhe geht es südwärts bis Kehl und im Nu sind wir über dem Rhein und in unserem Zielland angelangt – aber noch längst nicht da! Unser erstes Essen bei einem Routier (der Mann winkt uns vor seine Einfahrt zum Parken) lässt beginnende Urlaubsstimmung aufkommen. Wurst, Karottensalat, gerollter Schweinsbraten mit Reis bzw. Nudeln, Käse, Apfelkuchen, Bier, Rosé, Kaffee zusammen FF 150. Um uns ausschließlich LKW-Fahrer, die ihre Strecken diskutieren. Der Himmel ist sehr weit über diesem großen Land. Nancy, Toul, A31 und weiter auf der A5 nach Troyes, Sens, Montargis. Wir verlassen die Autobahn und fahren auf der N60 Richtung Orléans. Um ca. 20:00 beschließen wir Schluss zu machen und für heute Nacht einen Campingplatz aufzusuchen. In Bellegard finden wir einen passenden Platz; am Ortsrand gelegen, ganz neu und sauber. Nach einer kurzen Verschnaufpause Kaltverpflegung und dann einen Rundgang. Hier ist ein sehr eigenartiges Schloß. Das Gebäude besteht aus zwei großen übereinander liegenden Sälen mit sehr, sehr hohen Fenstern und enorm großen Lustern. Vier Ecktürme und eine Freitreppe machen es zum Schloss (aber es gibt keine Nebenräume, Wohnräume, etc.). Umgeben wird es von einem symmetrisch, eckig angelegten Wassergraben – sehr eigenartig. Wir duschen und begeben uns in unser "Nest". Ich habe heute Kopfweh und bekomme nächtlichen Durchfall, was zu einem Pendelverkehr zwischen Wohnwagen und WC ausartet. Danach aber schlafe ich sehr gut.

Freitag 10. 7.

Frisches Gebäck aus dem Dorf und somit ein ordentliches Frühstück wecken neue Lebensgeister. Sauber und satt brechen wir um 10:30 nach Orléans auf. Jetzt geht es durch das Loiretal vorbei an den bereits bekannten Orten Blois, Chaumont, Amboise, etc. In Tours ist die A. zu Ende und wir gondeln jetzt direkt an der Loire entlang. Der Fluss mit den ausgedehnten Auwäldern und Sandbänken ist immer wieder schön. Kurze Fotopause mit Imbiss. Sehr schön muss auch die Stadt Angers samt der Umgebung sein. Vielleicht auch einmal eine Reise wert? So die Loire "comme on ne fait pas". Aber noch einmal mit Wohnwagen? – vermutlich nicht. Das ständige Geruckel und Geschwanke zerrt an den Nerven, - besonders denen von Hermann. Vor und um Nantes wird der Verkehr (auf der A11) wieder dichter. Wir passieren St. Nazaire im Norden auf der N165 und halten auf Vannes zu. Ein ständiges Tschilp-Geräusch, auf- und abflauend, macht uns nervös. Der Motor? Ein Nebenaggregat? Der Treibstoff ist auch schon knapp, als wir endlich eine Tankstelle finden. Auf der Weiterfahrt ist das Geräusch wieder weg. Vielleicht war es durch den Wind oder das Vorbeifahren an den unbepflanzten Mittel- und Seitenschienen verursacht. In Muzillac verlassen wir die Hauptroute (E60/N165) und machen uns auf die Suche nach einem Standplatz. H. will endlich das Meer sehen. Wir biegen nach Billiers ab. Das erweist sich als unergiebig, was einen Campingplatz anbelangt. Ein Minizirkus gastiert in dem Ort, - ein Tieger und ein Puma schauen aus ihrem Käfig am Straßenrand. Am Platz bei der Kirche auf der Anhöhe drehen wir um und fahren auf der D20 nach Ambon, mitten hinein in die Pays de Rhuys und also in die Basse-Bretagne. Es ist dies ein von hunderten Wasserarmen durchzogenes Stück Land südlich des Golfes von Morbihan.  Man kann vorerst nicht feststellen, ob es sich um mündende Flussläufe oder einschneidende Meeresarme handelt. Das ganze Gebiet ist sehr flach und sehr bewaldet. Eichen sind die dominierenden Bäume, dazwischen Weideland mit Rindern und Schafen und dann und wann ein Tümpel mit eigenartigem Uferbewuchs. Unmittelbar von einem Kreisverkehr führt die Einfahrt zu einem Campingplatz, FF 75.- pro Tag und man hört den Straßenlärm – unpassend für uns. Immerhin erhalten wir einen unübersichtlichen Detailplan der Gegend, dem wir zu folgen versuchen. Vor Ambon biegen wir ab und folgen einem der unzähligen "Camping"-Schilder. Wir gelangen auf einen Campinplatz mit dem Namen "l'Escale", ca. 300 m vor dem Plage Tréhervé. Man hat Platz für uns und der Preis von FF 65.- ist akzeptabel.  - Einige Mobilheime – teilweise bewohnt, einige Dauercamper, ein paar Wohnwagen und Zelte. Wir beziehen unseren Stellplatz gegen 17:30 und richten uns ein. Der Stecker für den Stromanschluss passt natürlich nicht, aber H. zückt sein Werkzeug und löst die Misere auf gut österreichisch. Den Versuch das Sonnendach zu montieren geben wir bald wieder auf. Es ist zu klein für unseren Wohnwagen und obwohl nagelneu ein "Graffl". Bevor wir uns der Gefahr aussetzen ärgerlich zu werden, packen wir es wieder schön sorgfältig weg.  Erstes Kochen ein Suppensnack, - was Warmes tut gut. Der Wind weht beständig und recht kühl von Westen. Wir machen noch einen Spaziergang an den Strand und die Küste entlang. Links das Meer, rechts eine fast naturbelassene Weide, dazwischen der buschgesäumte Pfad, der immer wieder den Blick in eine Kleine Bucht frei gibt. Aus dem grau verhangenen Himmel fällt feinster Regen wie Staub – "drizzly". Müde und zufrieden mit der guten Platzwahl verkriechen wir uns in unsere kuscheligen Daunendecken.

Samstag 11. 7.

Frühstück nach angenehmer Nachtruhe. Croissants gib's heute keine, nur "une baguette". Erstere muss man nämlich vorbestellen. Als ich unseren Namen sage, meint die Madame: "J'ecris »les Autrichiens«, c'est plus simple". Das ist nett, zu wissen, dass wir hier die einzigen Ausländer sind (zu-mindest die einzigen Österreicher) – Urlaub im Lande der Franzosen (und nicht in einer Dependence Wiens oder Wuppertals). - Wir begeben uns also nach Ambon, ein netter, sauberer, kleiner Ort mit einer Kirche aus Stein im Zentrum. Sie wird gerade renoviert und ist geschlossen. Auf mein Klopfen, weil ich im Inneren Geräusche höre, wir uns aufgetan. Ganz einfache Innenausstattung mit einer abgelaugt wirkenden typischen Holzdecke - wie ein umgekehrter Schiffsrumpf. Vier Frauen putzen gerade und arrangieren Blumen. Wir gehen noch einen Hohlweg entlang und kommen zu einer völlig hohlen, sehr alten Eiche, die aber immer noch Äste und Zweige hervorbringt. Sensationell ist hier auch die architektonische Vielfalt der kleinen Häuser und absolut umwerfend die Blumenpracht in den oft nur winzigen Vorgärten. Wir fahren weiter nach Damgan auf der D140. Hier herrscht ungeheures Getriebe, es ist Samstag - Markttag. Standln mit allem, was man sich vorstellen kann: Kleidung, Schmuck, Schuhe, Taschen, Bilder, Krimskrams, Haushaltswaren, Obst, Gemüse und vor allem bretonische Fleischspezialitätem und Kuche werden angeboten. An einem Stand tragen alle Vekäufer große schwarze Hüte mit breiten Krempen und Bändern und preisen lautstark ihre Ware an. Ganz Damgan scheint auf den Beinen zu sein und hier Einkäufe zu tätigen. Wir erstehen ein Paar Badeschlapfen für Hermann, einen Verschluss für Tetrapacks und einen roten Trichter für Hermanns Photochemie, eine Toilettentasche und ein Glas eingelegtes "Salzgewächs". Nicht einmal die Bretonen scheinen dieses Kraut zu kennen. Ein Haufen, der herumliegt wird skeptisch begutachtet, kleine Zweiglein abgezupft und gekostet. Das Zeug gibt es grün, als Senf und eben eingelegt. Die Standlerin bietet auch Meersalz aus eigenen Gärten an. Im Ort selber herrscht auch reges Getriebe. Das Wetter ist wieder etwas besser geworden, aber noch immer recht frisch. Die Leute hier sind den Temperaturverhältnissen sehr unterschiedlich angepasst. Vom nackten Oberkörper über sommerliche Kleidung bis zum Pullover unter der Windbluse trifflt man alles an.
Beim Fleischhauer kaufen wir Lammgigot und Rindsspießchen, im Supermarkt eine Ladung Bier, einVrac de Vin Rouge, 1/2 Liter Milch und eine Flasche Oranensirup, Petersilie, Grillkohle und Grillanzünder. Ein recht eigenartiger Samstagseinkauf - verglichen mit daheim. Nach dem Erwerb von Postkarten, Marken und einem Schreiblock (weiß derHimmel, wo meine zwei Hefte hingekommen sind?) tragen wir unsere Beute zunächst einmal zum Auto, um gleich wieder ins Zentrum zurückzukehren und in einem Cafe Bier und Kir zu uns zu nehmen. Es gefällt uns hier. Aber - wir wollen noch mehr Eindrücke sammeln und folgen also der "Route des Huitres" so lange, bis es nicht mehr weiter geht, zum Cap Penerf. Es ist Ebbe. Einige Leute stapfen in Gummistiefeleln mit Kübeln bewaffnet hunderte Meter ins "Meer" hinaus und suche nach Muscheln und anderem Seezeug. Ein Leuchtturm, im Wachsen oder Vergehen befindliche Dünen mit Grasbüschel obendrauf, wie bizarrer Haarwuchs. Endlose Weiter herum. Seegelboote weit draußen und in einem Wasserarm vertäut. Ein paar Fotos und Steine suchen, dann machen wir uns auf den Rückweg. "Zuhause" angelangt wird gekocht. Gebratenes Lammfleisch, Petersilienkartoffel und istrianischer Paprikasalat. Dazu nehmen wir uns des Vins en Vrac sehr führsorglich an, was uns sehr heiter stimmt. Dann wird es aber auch schon wieder Zeit zu einem ausgedehnten Strandspauiergang, diesmal in die andere Richtung. Ein Mini-mini-Zirkus ist am "Plage de Treherve" eingetroffen. Pferde, ein Esel, ein Kamel, ein Lama und gehörntes Vieh, darunter ein "Vierhorn" rupfen am Straßenrand spärliches Grünfutter. - Wir klettern in eine kleine Bucht hinunter und hänge zum ersten Mal die Zehen in den Ocean Atlantique. Gar nicht kalt! Die Flut läuft gerade auf und so gestaltet sich die Kletterei von Bucht zu Bucht etwas abenteuerlich. Schließlich folgen wir aber wieder ausgetretenen Pfaden. Ein Bauer, der gerade den Reifestand seines Feldes prüft, macht freunlicherweise ein Foto von uns beiden. - Es wird Zeit heimzugehen, wir wollen um 21'00 Uhr in den Zirkus. Das Unternehmen erweist sich als eher deprimierend. Die Leute verstehen ihr Geschäft nicht gut genug, um Geld mit all der aufgewendeten Mühe zu machen. Das Publikum, hauptsächlich Kinder, besteht aus ca. 30 Leuten. Die Darbietungen sind nett aber mehr als amateuerhaft. Gefallen hat mir die Nummer mit dem schwarzen Pferd, das farbige Tücher unterscheidet und der Clown auf einem Fahrrad. Im Zelt zieht es und als wir uns auf den Rückweg machen Nieselt es. - Im Wohnwagen ist es kuschelig warm und sehr gemütlich. Wir lesen im Daunenbett.

Sonntag, 12.07.
Heute ist etwas mehr Betrieb am Campingpatz, aber immer noch sehr ruhig. Kein Musikgeplärre a la Mielan etc. Frühstück und auf nach Carnac. D20 Ambon - Suzzor, D195 nach Noyalo und weiter über Vannes und Auray nach Carnac. Wieder ist es Kühl, windig und 'missly - drizzly'. Zuerst gelangen wir nach Menec, wo eher mickrige Hinkelsteine - kaum zugänglich - herumstehen und kurz danach zu den Menhiren. Sie sind eingezäunt worden und Farne und Heidekraut wuchern dazwischen. Sehr viele Besucher pilgern den Trampelpfad entlang der Einfriedung auf und ab und versuchen Fotos zu machen. Wir auch, aber ich fühle mich ganz außerhalb der Masse, bin nicht enttäuscht, dass ich nicht ganz nahe hinkann. Die Ehrfucht vor diesen uralten Steinblöcken und die Rätsel, die sie zum Nachdenken aufgeben können durch eine grünen Drahtzaun nicht beeinträchtigt werden. Wir spekulieren über die Beweggründe, die zu diesen enormen Anstrengungen geführt haben könnten. "Eine Straße in den Himmel" sagt H. "Manifeste Energie zur möglichen Beeinflussung der Götter." In einem Geschäft mit bretonischem Kunsthandwerk kaufen wir eine Weinkrug und eine CD. "obwohl ich in einer Poterie noch einiges finden könnte!" - Es ist 1300 geworden und uns plagt der Hunger. Auf der D781 gelange wir nach Trinite-sur-Mer. Ein umwerfender kleiner Hafen. Hunderte Segelboote aller Größen liegen tief unter der Kaimauer. Sehr viele Mehrrumpfboote und drei riesige Renntrimarane. Hier mündet der Crach. Zahlreiche Bars und Restaurants - alle bummvoll. Wir gehen hinauf in den Ort und finden ein anheimelndes Lokal, "La Combuse", ebenfalls fast voll besetzt. Die Bedienung ist freundlich, aber unwahrscheinlich planlos und langsam. Es dauert fast 20 min. bevor wir erst die Getränke bekommen. Die Salate (vert, tomates al pinoux) bescheiden, der Ton Grille und Sardines Frites mit Patates gut, der Wein passabel, das Dessert ein kulinarisches Erlebnis: Schokoladenkuchen mit Zitronencreme und Tart Tatin (umgedrehter [Boden oben], karamelisierter Apfelkuchen). Das ganze dauert bis 1530 und kostet 265 FFr. Wir haben aber das Gefühl, dass es die Sache trotzdem Wert war. - - Schon ist sie da die gefürchtete Poterie und Hermann bleibt ganz gelassen, als ich nochmals ein Paar Gefäße erstehen MUSS (Krug, Terrine, Schüsselchen). - Von der Brücke über die Crache-Mündung noch ein Blick und ein Foto, dann fahren wir wieder heimwärts über Auray und BADEN (!), ein sauberer, ruhiger, öder Ort), Vannes, Nolay, Surzur und Ambon. Der Antiquitätenhändler in Baden war übrigens auch in unserem Baden, nachdem er auf der Autobahn nach Wien das Ortsschild gesehen hatte, "C'etait obligatoire!" Nach reichlichem Genuss des Rotweines fröhnen wir der Ruhe in unserem Schneckenhaus. Unsere Nachbarn sind u.a. ein älteres Paar mit zwei netten Buben 5 u. 8 Jahre alt. Heute kommen jüngere. Die Eltern der Buben mit einem ca. einjährigem Mädchen dazu. Die Mutter ist ein Koloss, der nur keppelt. Die Kinder werden quengelig und kreischen. H. könnte das Weib einstampfen. Ich gehe noch duschen. Im Anschluss an die Waschanlage befindet sich das Vergnügnungszentrum des Campingplatzes. Einige Wutzeltische, ein Tischtennistisch und ein Fernseher. Eine beachtliche Anzahl von Leuten ist heute dort versammelt und schaut sich ein WM Match an. Frankreich gewinnt gegen (? wen?) und der Enthusiasmus kennt keine Grenzen. - Kleine Wäsche gewaschen. Dann aber entgültig ins Bett.

Montag, 13. 7.
In der Nacht hat es heftig geregnet und auch der Wind wehte ganz ordentlich. Ich habe die noch nasse Wäsche sicherheitshalber abgenommen, damit sie nicht nass wird. Sonst aber sehr gut geschlafen. In der Früh' hört es zu regnen auf, es ist ziemlich kühl, aber der Himmel wird blau! Zum erstem Mal seit Tagen (oder Wochen)! Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Port Navalo. Ambon, Surrzur, Sarzeau. Hier ist wieder einmal Markttag, aber wir bleiben NICHT stehen - ausnahmsweise. Unser Weg führt uns weiter über Arzon nach Port Navalo, dem äußersten Zipfel der Halbinsel de Rhuys, zur Einfahrt in den Golf von Morbihan. Gleich ein schattiger Parkplatz gefunden. Wir marschieren auf einem Art Promenadenweg um das Kap. Der Gezeitenstrom aus dem Golf ist gewaltig, das ablaufende Meerwasser rauscht und gischtet wie ein riesiger Fluss mit Stromschnellen vorbei. Unzählige (Segel-) Boote und Schiffe laufen aus; einige versuchen gegen den Strom einzulaufen, mühsam kämpfen sie sich gegenan, bleiben scheinbar am selben Platz, gewinne gegen Strom und Wind nur mit dem Einsatz des Motors mühsam Meter um Meter. Wir beobachten ein englisches Segelboot, das von einem älteren Paar gefahren wird, bis es an einer Boje im Hafen gestgemacht hat. Alle Spaziergänger hier beobachten beeindruckt die Manöver der Segelboote. Ein Aperitif am Hafen. Dann erkundigen wir uns nach einer Fahrt mit einem Ausflugsschiff in den Golf. Wir wollen nach dem Essen so eine Tour mitmachen. Zurückgekehrt in das vorher verlassene Lokal begeben wir uns in den Speisesaal, wo wir uns über ein Menu um 65 FFr hermachen. 2 Vorspeisen, ein Rosinengrobgriespudding, Assiette de Charcuterie, H. Muscheln, Cotelette de Porc, Raie avec Riz, bretonischer Pflaumenkuchen, Bier, Cafe - 190 FFr. Um uns herum vertilgen Franzosen Berge von Krustentieren - fast widerlich anzusehen.
Wir umrunden wiederum das Kap - zu Fuß, da wir doch keine Rundfahrt machen wollen und finden eine sehr bequeme Felsenbank am Strand - windgeschütz halten wir die Nasen (später etwas rötlich) in die Sonne und geniesen das Schauspiel, das sich uns bietet. Auf dem Heimweg wollen wir dann noch den Butte Cesar besichtigen, fahren jedoch daran vorbei, finden zum Ausgleich eine noch "grünere" Straße nach Brillac, ein weiterer Austerngarten und einen ganz naturbelassenen Strand, den wir ein Stück zu Fuss entlanggehen. Jeder hier in der Gegend scheint zu campen, aber ziemlich versteckt. Auf der Weiterfahrt macht ein Schild darauf aufmerksam, dass die Straße bei Fluthöchststand überschwemmt wird. Die Grüne wird dann also zu Blauen, so etwas hatten wir bisher noch nicht.
Kurz bevor wir nach Sarzeau kommen, noch so ein Straßenstück mit links Meer und rechts algigen Tümpeln, dahinter, vor der Kulisse einer Aulandschaft, drei Pferde. Ein Mussfotostop nachdem wir aber entgültig, mit kurzem Zwischenstopp in Ambon zwecks Touristinformationseinholung, zu unserem Standort zurückfahren (Fotoausstellung im Touristbureau eher unspeziell).  - Es ist heiß in der Sonne, der Wind ist kühl, H. hat im Gesicht zuviel Sonne erwischt. Noch immer nicht müde, macht er sich neuerlich an die Montage des Sonnenvordachs, "Jeder braucht seinen Frust." denke ich mir in Erinnerung an unseren ersten, abgebrochenen Versuch. Ich werde weggeschickt und verbanne mich in die Küche. Er faltet und fädelt, spannt und verspreizt, bindet an und ab, knotet, schlägt ein, zieht heraus, murgelt und murmelt und – flucht nicht! Plötzlich steht dieses Ding tatsächlich ordentlich verspannt vor unserem Wohnwagen. Sessel, Sonnenschirm und Tisch aus, Minigriller anwerfen und Tischdecken! Das Geploder hört mit der abendlichen Flaute auf und wir speisen wie echte Camper im Freien, Grillspieße, Braterdäpfel, Gurkensalat – köstlich! – die Wäsche ist doch noch trocken geworden, H. spült heimlich das Geschirr und die Karten an die Daheimgebliebenen werden geschrieben. Die Nachbarn sind vermutlich essen gefahren, die Sonne versinkt und es kehrt abendliche Ruhe und Kühle ein. Es ist 2220, wir sitzen draußen und lesen noch ein wenig bevor wir uns zurückziehen.

Dienstag, 14.7.
Heute ist Ruhetag. Wir fahren in den Supermarkt von Muzillac einkaufen. Dann gibt's Fleischlaberln und Erdäpfelpüree. Mittagspause. Es scheint die Sonne, aber der Wind weht recht kräftig. Das Vordach plodert und ächzt, sodass H. es schon fast abbauen will. Wir gehen an den Strand, zum ersten Mal in Badehosen. Jetzt sehen wir erst, wie unser Küstenabschnitt bei Ebbe aussieht! Auch hier gibt es Austernbänke, die wir nie zu Gesicht bekommen, die Boote liegen trocken. Wir finden trotz regen Strandgetriebes eine Minibucht für uns allein – windgeschützt. Die Leute suchen nach Meereszeug, ein Mann gräbt mit einer Stichgabel den Sand um. Was der wohl sucht? Das Wasser kommt mit unglaublicher Geschwindigkeit rauschend herein und innerhalb kurzer Zeit schwimmen alle Boote wieder. Der nasse Sand ist mit Wurmhäufchen übersät, eine tote Qualle – Gummibärchenkonsistenz – liegt halb vergraben am Strand. Bevor wir uns einen Sonnenbrand einhandeln kehren wir zu unserem Platz zurück. H. hat leichte Kopfschmerzen und legt sich hin. Ich gehe duschen und kopfwaschen. Dann nehmen wir einen Imbiss, bevor wir uns gegen 2000 Uhr auf die Suche nach irgendwelchen Vergnüglichkeiten machen. In Damgan ist nichts los, aber immerhin geben wir endlich die Postkarten auf. Dann fahren wir nach Tour de Parc, wo ein bretonisches Minivolksfest stattfindet. Die Gesellschaft wikt so sehr geschlossen, dass ich frage, ob das eine öffentliche Veranstaltung sei, bevor wir uns zu einigen jüngeren Leuten an den Tisch setzen. H. sehr ungern, am liebsten würde er wieder gehen, so sehr fühlt er sich hier als Eindringling. Er würde sich am liebsten wie ein Rossknödel in eine Ecke verrollen, hält aber mir zuliebe durch. Die Stimmung hier ist wunderprächtig! Man hat bereits aus einer großen Schüssel Meereszeug gegessen – die Krusten liegen noch teilweise herum – und sitzt jetzt bei einer Flasche Wein. Alle singen und schunkeln und klatschen und tanzen. Je nach Musik paarweise oder in einem großen Kreis, der sich ganz ohne Animation sehr schnell bildet. Die Leute fassen einander an den Kleinen Fingern. Der Rhythmus wird durch Heben und Senken der Arme mitgetragen, dabei geht man unablässig im Kreis. Alte, Junge, Jugendliche, Kinder und Behinderte, alle machen mit und haben sichtlich großes Vergnügen an der ganzen Sache. Ich würde auch gerne tanzen, sehe aber ein, dass dies ohne Aufforderung durch die Einheimischen nicht ganz in Ordnung wäre. Nach mehreren Rückfragen kommen auch wir zu einer Flasche Wein. Mir schmeckt er, H. tut er nicht gut. Der Mann, der die ganze Kapelle darstellt, schaut ein bischen dem Hermann Lechner ähnlich. Er spielt auf einer Zieharmonika, singt und erzählt Witze, Bretonenwitze. "Im Vergleich zu einem bretonischen Fest ist Vegas harmlose Fadess" – so ungefähr. Nach seinem Part an der Veranstaltung kaufen wir eine CD (120,-), bevor die Musikanlage für die jungen zu dröhnen beginnt. Jedoch auch dort bilden sich schnell zwei bretonische Tanzkreise, als eine folkloristisch anmutende Melodie ertönt. 1/2 Flasche Wein stellen wir auf den Nachbartisch – "Merci et bonne journee". Als wir um die Hausecke des Hauptplatzes kommen, sehen wir eine größere Gruppe von Kindern und Erwachsenen mit Lampions singend aus der Finsternis kommen. Sofort verstummt die Lautsprecheranlage, als der Zug den Festplatz erreicht. Jetzt warten alle gespannt auf das Feu Artifice. Endlich ist es soweit, vor dem Platz mit der kleinen Kirche werden die Feuerwekskörper abgeschossen. Es ist prächtig! Noch nie waren wir beide so unmittelbar nahe an einem Feuerwerk. Ahhhs und Ohhs und Geklatsche begleiten die Darbietung. Die Durchzugsstraßen werden vorübergehend einfach abgesperrt. - Nach dem fulminanten Finale und heftigem Applaus verlieren sich die meisten Gäste zu Fuß, per Rad oder Auto in der Dunkelheit. Auf dem Platz ertönt wieder Musik für die Jugendlichen. Auch wir fahten heimwärts unter einem sternklaren Himmel und erreichen um 0h25 unseren Wohnwagen.

 

Mittwoch, 15.7.
Es regnet. Langes Frühstück und Herumgetrödel bevor wir uns wieder auf Entdeckungsreise machen. Unser Weg führt uns heute in die andere Richtung: Muzillac, Billiers, Penn Lann. Im Port parken wir unser Auto und gehen den Sentier de Cotier entlang. Ein ziemlich weites Stück. Verschiedenartiges Gestein wären für einen Geologiekenner ein offenes Buch über die Entstehung dieses Landes. Gelber Sandstein, grauer Granit, oft mit rosafarbenem Überzug. Schlehdorn bildet hier die Hecke - kilometerlang zwischen Klippen und Feldern. Es ist hier das Mündungsgebiet der Vilaine. Austerzucht gibt es hier wie überall an der Küste. Treffen kaum Leute - fünf oder zehn. Wir kamen an einem Dolmen (bretonisch für "Steintisch"; -->Link zum Wikipedia-Arikel) vorbei, 20m über Strand, er ist vor ca. 4000 errichtet worden. Wieder beim Auto angelangt - es liegen auch hier die Schiffe, zB. "Belle de Vilaine", trocken - beschließen wir heimzufahren. Erwischen unbeabsichtigt eine Abzweigung nach Betahon und befinden uns plötzlich genau gegenüber von Penn Lann am menschenleeren Strand. Hinter der niedrigen, mit verschiedenen Gräsern bewachsenen Düne machen wir uns eine windgeschützte Mulde. Wir verzehren die mitgebrachten Schinkenbrote, trinken Bier und haben als Dessert Pfirsiche - köstliche kleine, weiße. Sie schmecken entfernt wie unsere Weingartenpfirsiche. Hier 'müssen' Fotos gemacht werden. Die Sonne strahlt vom Himmel, der mit abwechslungsreichen Wolkenformationen über uns 'hinwegzieht'. Dann aber wirklich zurück. Nochmal, dieses Mal 'richtig', essen und ruhepausieren. - Es ist 17.30 geworden. Sieht nicht so aus, als ob wir heute noch etwas unternehmen würden. Oberösterreicher aus Freistadt - 3 Mädels und ein Bursche mit Minizelten sind angekommen. Erste Ausländer, die wir hier sehen. Wir dösen und lesen. Um 21.30 Ham & Eggs mit Paradeissalat. Abwasch und ins Bett um 0.30! So lange hocken wir lesend am Tisch.

Donnerstag, 16.7.
In der Nach sehr starker Wind. Das Vordach rüttelt den Wohnwagen durch. "Gleich werden wir davonsegeln", denke ich mir. H. baut grantig das Zeug ab. Aufgewacht um 9.15, es regnet, was sonst? Das Vordach wird wieder aufgespannt. Um 11.00 brechen wir auf nach Vannes. Eine recht große Stadt, sehr belebt und natürlich ein Hafen mit vielen Booten, hauptsächlich Segelschiffe, zahlreiche Engländer. Stadtrundgang - kurz, Hafenrundgang - lang. Es hat zu regnen aufgehört, ab und zu nieselt es, stört uns nicht. Wir finden ein Mitbringsel für Julia (Delfin und Kugel) und essen sehr gut und preiswert Salat Nicoise, Salat du Nord, Porc Saute. Wir kommen vom Hafenrundgang zurück und genau jetzt spielt ein Blasmusik-Jugendorchester aus Schwanenstadt - sehr schön. Wir nehmen noch Cafe und Muscadet und hören zu. Zum Abschluss der Radetzkymarsch - durchaus erfreulich. Weniger erfreulich wird dann allerdings unser Versuch zu Geld zu kommen. Die Banque Maritim akzeptiert keine Euroschecks, also müssen wir Bares (2000 öS) wechseln. H. ist wütend. Zurück beim Auto fahren wir direkt heim. Der Wind hat wieder zugelegt, sodass das blöde, wabernde Vordach wieder einmal abgebaut wird. Es ist ein absolut unnötiges Graffl, das für dauernede Beschäftigung und anhaltenden Frust sorgt. Hoffentlich bleibt es jetzt im Stauraum! 16.30 lesen. Abendimbiss. Um knapp vor 21h brechen wir auf nach Chateau Suscinion, wo ein Historienspiel über die Geschichte der Bretagne stattfindet. Wir haben auf einem Plakat darüber gelesen. Die Sonne steht noch ziemlich hoch, als wir gegen 21.20 dort ankommen. Zuschauer sind schon da und kommen noch dazu. Um das Schloss herum sieht man auch kostümierte Leute, die mit anderen plaudern - eine Laientruppe? Die Kulisse ist die Westseite des Chateaus mit dem Wassergraben davor. Auf der Böschung zum Graben lagern sich die Gäste. Es wird natürlich recht kühl und der übliche Wind bläst. Die meisten haben etwas zum Draufsetzen mitgebracht: Plaids, Schlafsäcke, Bademäntel, Handtücher, Plastiksackerl, etc. Wir haben unsere Badetücher und Hermanns große Regenpelerine und sind mit Jacken, Kaputze bzw. Kappe somit recht gut für den Abend gerüstet. Sehr viele Kinder - Pfadfinder o. dgl. - sind auch da. Sie beginnen zu singen, drei Leute mit riesigen, total verrückten Filzhüten gehen durch die Menge und quatschen alle an. Mir geht das Getue auf die nerven, ich verstehe nur ständig "Armagnac". Sollen sie doch einen bringen, zum Aufwärmen und sich dann verollen mit ihren blöden, echt sensationellen Hüten. Es stellt sich dann heraus, dass sie versuchen, das Publikum in zwei Gruppen einzuteilen. Die eine Gruppe soll für die Armagnacs, die andere für die Bourgignons Partei ergreifen - lautstark und so im Stück das Volk darstellen. Ein Mann mit Umhang, außen blau, innen rot, geht probeweise auf und ab und wird je nach Sektor bejubelt oder ausgebuht. Wenn ausgebuht, wendet er seinen Umhang und hat dann die 'richtige' Farbe, um bejubelt zu werden. - Endlich, der Hintern tut jetzt schon weh, versinkt die Sonne und es wird halbwegs dunkel - um 22.45. Das Spektakel beginnt. Ein Mann liest sehr langsam und in (vermutlich) wunderschönem Französisch die Geschichte der Bretagne vor und die Akteure handeln demgemäß. Einige sprechen auch Text, aber wenig. Das ganze ist eine sehr eigenartige Form der Vorstellung aber doch beeindruckend. Nach dem Erscheinen von Jeanne d'Arc endet die Geschichte mit einem kurzen Feuerwerk. Es ist 24.15 geworden und die halberfrorenen Zuschauer machen sich auf den Heimweg. So auch wir. Verstehe nicht, dass H. in der stockfinsteren Nacht unser Camp zielsicher findet. Welch eine Nacht! Keineswegs stockfinster, ein Sternenhimmel wie schon lange nicht. Wir bleiben noch einige Zeit im Freien und schauen ins Endlose. Nachdem wir drei Sternschnuppen gesehen haben, ist uns aber doch recht kalt und wir verziehen uns ins Schneckenhaus, wo wir noch ein kleines Souper zu uns nehmen.

Freitag, 17.7.
"Drizzl, mizzl, ..." und viel Wind. Nach dem Frühstück gehen wir duschen und machen uns startbereit. Heute wollen wir nochmals Richtung Suscinion, aber immer möglichst nahe am Strand entlang. Tour de Parc, Penn Cadenic und hinüber nach Penvins. Sehr viel mehr belebt als bei uns, aber die Spitze der kleinen Halbinsel ist nahezu unberührt. Austern, Austern, Austern, was anderes lebt hier anscheinend nicht im Meer. Über Landresac, Suscinion, Kerlevenau und Surzur kehren wir zurück. Tankstopp und dann noch zum Einkauf in den Supermarche - Wein und Kuchen. Heute wird zuhause gegessen, und zwar Coqu au Vin. Dann Mittagsruhe um 16h und um 17.30 gehen wir auf eine Stunde an den Strand. Nach dem Genuss von Apfeltorte und Rotwein aus unserem kleinen Fässchen werden wir heute vermutlich nichts mehr unternehmen. Es ist 21h und die Sonne scheint warm am tiefblauen Himmel mit weißen Wolkenschiffen.

Samstag, 18.7.
Unser letzter Tag hier auf der Presqu'ile de Rhuys. Schade! Noch einmal begeben wir uns nach Damgan, wei heute Markttag ist. Getriebe wie immer. Tausend Standln mit Gemüse, Obst, Taschen, Garnen, Matratzen, Charcuteries, Boulangeries, auch die Salzkraut-Madam ist wieder da. Ich bekomme ein schönes Sweatshirt um 250 FFr. Dann gehen wir auf einen Aperitif ins schon bekannte Lokal im Ort. Wir beobachten das gelassene Defile der Menschen und Hunde, bevor wir noch letzte Karten und Zigaretten kaufen und zum l'Escale zurückfahren. Mittagessen eheute um 14.30 (schon), Boef Dijon (Senfsauce), Petersilerdäpfel und Paradeissalat, Fare Bretonne, Mousse Chocolat. Beim Abwaschen unterhalte ich mich längere Zeit mit einer Dame(!) aus Toulouse(? Oder Tours?)). Sie brechen ebenfalls auf. Die kennen VIEL weniger von La Belle France als wir. Die Gäste hier, so sagt sie, sind aus dem Landesinneren, nicht aus Paris. Im Süden, an der Cote d'Azur sei es unerträglich heiß, deshalb machen soviele Leute Urlaub hier. Nach der obligaten Ruhepause fahren wir nochmals nach Penerf. H. macht einige Bilder. Ich erhalte von fischenden Männern Auskunft wie die Austernzucht hier funktioniert. Vor etlichen hundert Jahren gab es hier keine Austern. Sie kamen mit den Portugiesen per Schiff. Die Setzlinge kauf man in einem Zuchtgeschäft. Dann dauert es vier Jahre, bis sie reif zum Schllürfen sind. Den Tour Anglais fotogarfiert H. ebensowenig wie ich eine der zwei Mühlen. Zu Hause angekommen wird noch gelesen und Imbiss genommen, bevor wir uns auf ein Fest in Penmere bei Muzillac begeben. Beginn 20h stand auf den Plakaten. Tatsächlich beginnt es aber erste gegen 21h und als wir gegen 22.30 heimkehren, kommen erst noch mehr Leute hin. Eine Band spielte bretonische Volksmusik und wieder wurde recht heftig getanzt- im Kreis, paarweise, alleine. Gigue, Polka, Scottish. Jetzt warten wir noch auf einen schönen Sternhimmel. Alles ist bereits fahrgerecht verstaut, wir wollen morgen zeitig aufbrechen.

Sonntag, 19.7.
Den Sternhimmel haben wir wieder nicht geschafft. Es ist einfach zu lange hell hier. 23.30 und noch nicht wirklich finster. - Frühstück, duschen, anhängen und ab geht's ostwärts. Es ist höllisch heiß, zum ersten Mal in diesem Urlaub und das natürlich an einem Reisetag. So eine unverschämte Frechheit! Das nervtötende Gequietsche ist in Abständen auch wieder zu vernehmen. Es macht mich wahnsinnig. Auf der A11 Nantes, Anger, dann Saumur, Tours, Blois, Orleans, Montargis, Sens, Troyes, Langres. Vor Blois tanken wir und lassen den Gastfreundlichen Franzosen unseren Tankdeckel als Souvenir zurück. Hermann "en flammes". Bei einer "Air de sowieso" wollen wir in einer Pizzaria nur einen Salat essen, weil es für anderes einfach zu heiß ist, doch diese klugscheißenden Schweinsaugen wollen uns kein Bier dazu servieren. Nur wenn wir "ordentlich" essen - wegen des Alkohols. Das lassen wir uns nicht gefallen und gehen wieder. Am Kiosk erstehen wir sandwiches und aus eigenen Beständen saugen wir uns mit dem lebensspendenden Gerstensaft voll. Unabhängigkeit ist alles! Auf einer anderen Raststätte entleeren wir das WC. Österreicher geben halt gerne, was sie im Überfluss haben.

(Ende von B.s Reisetagebuch)

Wir reisen an diesem Tag noch bis Pomoy, in die Nähe von Mühlhaus. Wir haben eine große Strecke geschafft an diesem Tag. Das Gespannfahren geht immer besser. Allerdings hat unser Passat ein Automatikgetriebe und sehr PS-kräftig ist er auch nicht. Der Getriebetunnel wird im Laufe des Tages beunruhigend heiß. Pomoy ist ein sehr verlassen wirkender Ort. Mehrstöckige Häuser aus gelblichem Sanstein bilden den Ortskern. Ein Gewitter zieht auf und da wir keinen Campingplatz finden, fragen wir die Bewohner eines der Häuser, ob wir auf ihrem Grund stehenbleiben dürften, was uns freundlich gewährt wird. Wir werden sogar zu einem abendlichen Kaffee eingeladen. In der Nacht ist es unerträglich schwül. Es blitzt und donnert, regnet auch ein wenig, aber das Gewitter bringt keine Entspannug. Sind am nächsten Tag wie gerädert.

Montag, 20.7.
Nach Mühlhaus in das Schlumpf Automuseum. Es ist wirklich beeindrucken. Dann weiter. Für die Rückreise nehmen wir von Freiburg die Route durch die Schwäbische Alb. Wieder ein heißer Tag (wir haben in dem weißen Passat keine Klimaanlage). So heiß ist es, dass wir auf einem Parkplatz neben der Straße halt machen und unser Füße in einem Schaff mit Wasser abkühlen. Kurz nach München habe wir für diesen Tag genug und machen Halt auf einem Autobahnparkplatz. Einen ruhigeren Ort zu suchen sind wir schon zu müde. Viele Lastwagen hier; werden von dunklen Männern in PKWs, vermutlich aus München kommend, besucht. Wenn da keine krummen Geschäft laufen...!

Dienstag 21.7.
Heimkehr - von München nach Baden, der letzte Ast der Rückreise.

[ENDE]