Frankreich Perigord September 2015
Chateau
Castelnaud en Dordogne
Mit einem gemieteten Wohnwagen ins Perigord.
Fotos, über denen sich der Mauszeiger in eine Hand verwandelt, können durch
Anklicken vergrößert werden. Mit Rückwärts-Pfeil des Browsers wieder hierher.
Bildergalerie
1 |
Mi.09. |
Wohnwagen holen, bis Bernau/Chiemsee |
2 | Do.10. | bis Mulhouse |
3 | Fr. 11. | bis Eygurand (63 km nach Clermont-Ferrand) |
4 | Sa.12. | Camping Paradis bei St.Leon-sur-Vezere |
5 | So.13 | Markt St. Cyprien |
6 | Mo.14 | Montignac, Sarlat, Marqueyssac |
7 |
Di.15. |
Rocamadour |
8 | Mi.16 | Montignac, St. Leon |
9 | Do.17 | Lascaux, Hauteford |
10 | Fr.18. | La Roque St. Christophe |
11 | Sa.19. | Sarlat - Markt |
12 | So.20. | Sarlat - ohne Markt |
13 | Mo.21. | Limeuile (Zusammenfluss Vezere-Dordogne), Bergerac |
14 | Di.22. | Terrasson, Chateau de Losse |
15 | Mi.23. | Maison Forte de Reignac, Les Eyzies, Poterie |
16 | Do.24. | Perigueux |
17 | Fr.25. | Rouffignac, Montignac |
18 | Sa.26. | nach Chalon-sur-Saone |
19 | So.27. | nach Gruibingen (zw. Stuttgart und Ulm) |
20 | Mo.28. | bis Baden |
21 | Di.29. | WW zurück |
1
2
3
4
(1) Regionen, Departements, Städte. - (2) Region
Aquitanien, Dep. Dordogne, Stadt Perigueux. - (3)(4) die 4 Regionen (Farben) des
Perigord
1. Tag - Mittwoch, 9. September 2015
Von Baden bis Bernau am Chiemsee. - Stehe schon um 5'15 auf, um die vorbereiteten Sachen ins
Auto zu räumen. Es dämmert gerade - der anbrechende Morgen ist schön, die Luft ganz anders. Habe
danach noch genug Zeit, um ein Bad zu nehmen. Um 08'15 fahren wir ab.
Zuerst noch einen Sprung in die Schule - Katharina hat ihre Hefte
vergessen. Dann nach Alland zum Supermarkt, letzte Einkäufe; der Markt ist sehr
gut sortiert. Sind ca. Viertelzehn bei Scheiber, aber der ist nicht da. Müssen
noch eine halbe Stunde warten bis er mit einem Mitarbeiter auftauch - der hat
ein Gipsbein. Räumen Vorzelt und Campingsessel raus und unser Zeug ein. Dauert
die Einräumerei! Es ist schon Viertelzwölf bis wir endlich loskommen.
Mittagessen auf den Strengbergen. Weiter auf der Autobahn Salzburg München.
Kommen an diesem Tag nur bis Felden/Bernau am Chiemsee; 355 km, nicht
berauschend. Dafür ein erfolgreiches Ringen um einen geringen Dieselverbrauch -
schaffe es, unter 8l auf 100 km zu bleiben (das wird mir nur an den ersten
beiden Tagen gelingen. Später wird es Tage mit über 8, über 9 und auf der
Rückreise einmal sogar 11 l geben. Der Durchschnitt der ganzen Reise - also
inklusive der Fahrten ohne Anhänger - wird bei 9 liegen). In Bernau finden wir
einen angenehm leeren Stellplatz. Klo und Duschen nur gegen Münzeinwurf und kein
Strom. Aber wir sind einigermaßen autark - Kochen, Heizen, Kühlschrank gehen,
Klo nur mit Handspülung, für's Licht haben wir uns eine Akkulampe besorgt. Die
Querbetten sind jetzt nicht sooo bequem; einer muss über den andern klettern. Es
wird abends und nachts ganz schön frisch. Vor dem Abendessen noch ein
Spaziergang am See. Ist echt schön, finden sogar ein kleines Naturschutzgebiet
mit einer Vogelbeobachtungswarte. Entdecken zwei echte "Birdwatcher". Vögel sehe
wir bis auf ein paar Enten und Blesshühner eher nicht so viele.
Auf dem
Stellplatz nur zwei, drei Wohnmobile und ein Wohnwagen; der ist beeindruckend
groß, Doppelachser und so, ziemlich umfangreiche Familie drin.
2. Tag - Donnerstag, 10. September 2015
Vom Chiemsee bis nach Mulhouse. - Gibt's nicht soviel Komfort, kommt man schneller weiter. Abreise um Sieben. München, Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Mülhaus. Verliere einen der Erweiterungs-Außenspiegel; fällt plötzlich, mitten auf der Autobahn ab. Bin ziemlich erschrocken, weiß nicht so recht was ich tun soll und nach kurzer Zeit sind wir von dem Ort auch viel zuweit weg; auf der stark befahrene Autobahn hätte ich den Spiegel ohnehin nicht von der Fahrbahn holen können. - Unser mit elektronischem Blödsinn angefrachtetes Auto hat ein Navi. Geben die Koordinaten des Campingplatzes ein und es lotst uns auch dorthin; allerdings nach einigen seltsamen Umwegen und Kreisfahrten. Nach der komischen Fahrerei kann ich mir gar nicht vorstellen, dass wir den Campingplatz ohne Navi gefunden hätten, haben aber früher auch alles gefunden, das Zeug macht einen inkompetent. Heute 570 km gefahren - in zehn Stunden. Habe erst knapp die Hälfte der Strecke geschafft. Der Campingplatz in Mulhouse ist schön groß, die Duschen alt aber sauber (aber auch kalt - nicht das Wasser, aber die Räume). Warum sich so ein Bayer genau neben uns stellen muss, obwohl der verdammte Platz wirklich rieeesengroß ist, bleibt mir verschlossen.
Mulhouse, unterwegs, erstes Essen in Frankreich bei einem Routier
3. Tag - Freitag, 11. September 2015
Von Mulhouse bis Eygurand. Mittagessen bei einem Routier - ein gutes, sehr französischens Essen. Salate als Vorspeisen, Boeuf Hachee, Cassoulet du Canard, Creme Brule. Allerdings nicht so verträglich. Brigitte bekommt einen mörder Durchfall und bei mir rumort 's auch. Wir durchqueren den Nordteil der Auverne. Fernsicht auf die Vulkane der Auverne, Puy de Dome, ea. Es herrscht schon ein kühles Abendlicht, als wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz machen. Der, den wir dann finden, ist ein Freizeitzentrum an einem Teich, mit Hotel, Chalets, Mobilheimen und Camping. VVF Eygurand (bei Merlines), 60 km nach Clermond-Ferrand; 549 km von 9 bis 18 Uhr gefahren, Durchnittsverbrauch 8,8 l. Die Anlage liegt größtenteils in einem Fichtenwald. Ist dann schon sehr duster. Tun uns schwer den Platz zu finde. Beim ersten Versuch fahren wir aus dem Areal wieder raus und landen in dem Dorf Eygurand. Beim zweiten Versuch verheddere ich mich beim rückwärts Rangieren hoffnungslos und muss eine große Runde fahren um mit dem Gespann wieder klar zu kommen. Beim dritten Mal können wir uns nicht entscheiden, welches der beste Platz ist. Entscheiden uns für einen, wo man den Wohnwagen angehängt lassen kann, dafür stehn wir ein bischen schief. Die nächst gelegene Dusche ist tot. Zu der aktiven muss man ein Stück durch einen finsteren, düsteren Wald gehen. Sauber aber kalt sind die Körperpflegezellen - Campingduschen sind für Menschen ohne Temperaturwahrnehmung. Es nieselt den ganzen Abend. Es ist wirklich duster und einsam und kalt und unfreundlich. Aber wir haben Strom und daher Licht und die Heizung (die auch ohne Strom funktioniert) verteil die Wärme besser. Der Wohnwagen ist gut (und relativ leicht) und tut alles, was er soll, aber so richtig heimelig fühlen wir uns nicht - nicht wirklich.
4. Tag - Samtag, 12. September 2015
Ankunft im Tal
der Vezere. - Am Morgen Gewitter. Ein Blitzschlag ganz nahe; der Donner hat
schon den gewissen hellen, durchdringenden Klang; dazu erst heftigen, dann
nachlassenden Regen. Wir folgen der Autobahn (A89), die von Clermont Ferrand
nach Perigueux und weiter nach Bordeaux führt. Sie zieht sich durch ein ziemlich
hochgelegenes Gebiet, in Wellen, mit Steigungen und Gefällen - nicht gut
für den Treibstoffverbrauch. An diesem Tag immer wieder Regenschauer. Wir
erleben unseren schlimmsten, wirklich üblen, wirklich, wirklich argen Sturzregen
- es gibt Momente, wo wir einfach nichts sehen - und uns auch nicht trauen
ranzufahren, aus Angst es könnte jemand in uns reindonnern. Bis wir einen
Notparkplatz sehen, sind wir schon dran vorbei. - Aber auch diese Regengüsse lassen
einmal nach. Autobahnraststätten sind hier spärlich. Die nächste ist
überfüllt. Es gibt nur Automatenkaffe. Im Resti frühstückt das Personal und
vermeidet den Blickkontakt mit den gierig reinstarrenden Nicht-Gästen. Wir
erstehen Gebäck und Croissants und machen unseren eigenen Kaffee; wir haben ja
Schlaf-, Wohnzimmer und Küche dabei. Nach eingehenden Beratungen entscheiden wir
uns für einen 5-Sterne Campingplatz mit dem vielversprechenden Namen "Le
Paradis" bei St. Leon-sur-Vezere. Das Navi lotst uns nach Koordinaten in Länge und Breite zu dem
gewünschten Ziel. Unglaublich, aber der Platz sieht wirklich wie das Paradies
aus. Meterhohe Bananenstauden, Rhizinus, mannshohe Blütenpflanzen, Bäume,
Hecken, das Ufer der Vezere, Freibad, Hallenbad, Kräutergarten, Geschäft,
Restaurant, Kanus, Räder - es fehlt nichts, was man von einem solchen Ort
erwarten kann und bietet noch einiges mehr. Und ist jetz in der Nebensaison
nicht einmal teuer - bei drei Übernachtunge ist eine gratis; am Ende kommt ein
Tagespreis von 18 eur raus. Ist auch gut besucht für die Zeit. Heerscharen
greiser Engländer bevölkern den Platz. Das Durchschnittsalter (wenn man einige
Kleinkinder - vermutlich die Urenkel der Britannier weglässt) dürfte jenseits
der Achzig liegen.
Bei längerem Verweilen stellen sich einige kleinere
(durchaus vertretbare, aber doch sehr spürbare) "Minusse" ein. Die
offenen Duschen sind zu der Jahreszeit ziemlich kalt; dass es eine geheizte
Abteiling gibt habe ich allerdings übersehen. Zu den
Stosszeiten verteilen sich die Gerüche gleichmäßig und
kräftig. Alle geübten Wohnwagen- und Wohnmobilisten habe Zeltteppiche vor dem
Gefährt, daher wächst dort kein Gras mehr - auf der schönen, weichen, klebrigen,
roten Erde ...
Heute nur 180 km gefahren. Wenn man den ersten und
diesen Tag als halbe Tage rechnet, haben wir drei Tage gebraucht. Zwei hätten
wir auch ohne Anhängsel benötigt, also waren wir gar nicht schlecht unterwegs.
Der Durchschnittsverbrauch ist bei dem vielen auf und ab auf über 9 l
geklettert. Wo sind meine stolzen 7,8 der ersten Tage?
Aber jedenfalls, wir
sind angekommen! Wir sind im Tal der Vezere, im Herzen des Perigord (>>Link
zum Wikipedia Artikel). Dort wo Lascaux liegt und die
Troglodyten (Höhlenbewohner) hausten, dort wo man besonders gut isst, und wo,
ohnehin ganz selbstverständlich in Frankreich, an jeder Ecke ein Schloss steht.
- Das Perigord gilt als noch schlösserreicher als das Loiretal (allerdings, mit den
Loireschlösser können sie sich nicht messen).
Camping
"Le Paradis" bei St. Leon-sur-Vezere
5. Tag - Sonntag, 13. September 2015
Markt in Saint Cyprien. Unser erster Tag im Zielgebiet. Es ist Sonntag. An der Rezeption haben wir unter anderem auch ein Prospekt erhalten, wo an welchen Tagen Märkte abgehalten werden. Wir entscheiden uns für das etwa 25 km entfernt liegende St. Cyprien. Bis wir hinkommen ist es zwar schon bald Zwölf, aber es ist immer noch voller Betrieb. Erst gegen Zwei, zu Ende der Mittagszeit, werden die Stände abgebaut. Hübscher Ort, sehr schöner Markt, sehr belebt - von Einheimischen wie von Touristen. Es gibt auch einen Stand mit diversen, feinen, sortenreinen Kaffees. Wir erstehen ein Viertel, für Filter gemahlen von dem schon fast blauschwarzen Neger. Am Rückweg spätes Mittagessen in Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil (das ist wie Montignac ein Hauptort im Tag der Vezere). Ich kann mich nur zu einer Pizza entschließen, Brigitte zu einem Salat (ein Salat plus, also mit Käse und Schinken drauf und so).
6. Tag - Montag, 14. September 2015
Montignac, Sarlat, Marqueyssac. - Habe heute Nacht auf der umgebauten Sitzgruppe geschlafen. Auf dem blöden Querbett unter den Hängefächern fühle ich mich eingesperrt und kriege Platzangst. Beim Umbau der Sitzgruppe bricht der Tischfuß heraus - Klumpert! Fülle die Löcher mit Teilen von Zündhölzern (natürlich ohne den Schwefelkopf) und schraube den Fuß wieder an. Muß früher schon mal ausgebrochen sein, weil die Platte, die den Fuß mit dem Tisch verbindet, bereits verbogen ist. - Morgens starker Regen. Leere Abwasser und Toilettentank. Der Abwassertank, den man unter den Wohnwagen schiebt, fasst nur ungefähr 20 l. Hätte man einen genügend langen, knickfreien Schlauch (spiralig ausgesteift), könnte man den Ablauf in den Kanal einmünden - bei der Strom/Wassersäule gibt es auch einen Abwasserkanaleingang. Einkauf im Intermarche in Montignac (Wasser, Muscadet, Armangnac). Wir verwenden kohlensäurefreies Mineralwasser (statt Leitungswassers) für Tee und Kaffee - das zahlt sich aus, die Getränke werden VIEL besser. Nach Sarlat um Caravan-Rückspiegel und Bodenfolie zu kaufen. - Zum Chateau und den Gärten von Marqueyssac im Tal der Dordogne. Schloss, Garten und Park liegen auf einer Kalksteinklippe. Das Areal ist riesig. Auf dem Grundstück stehen zigtausende, wenn nicht sogar huntertausende beschnittener Buchsbäume - ziemlich unglaublich. Sehr schöner Ausblick von dort oben auf die Dordogne, die umliegende Landschaft und mehrer Schlösser in der Umgebung (ua. Beygnac und Castelnaud). - Marqueyssac repräsentiert eigentlich einen Sensuchtsort wie die Alhambra und die Tafelberge in Südamerika (Tepui, Roraima) - Orte, wo man aus dem normalen Leben herausgehoben ist und gewissermaßen unangreifbar und unsichtbar über der Welt schwebt (schön wär's!).
7. Tag - Dienstag, 15. September 2015
Ausflug Rocamadour (->Rocamadour). - Breiten die gestern gekaufte grüne Bodenfolie vor dem Wohnwagen aus. Man kriegt den rötlichen Lehm kaum von den Schuhen. Mit der Folie ist es viel besser. Haben jetzt einmal ein 1 m breites Stück ausgebreitet. Die breite Bahn wäre doch besser gewesen; brauchen auch eine "Brücke" zum Gras oder zum Asphalt. Auf unserem Platz hat sich der graslose Lehm besonders ausgebreitet. Schaffen es erst gegen 11 wegzukommen. Fahren über Eyzies, Sarlat, Souillac nach Rocamadour. Ein völlig absurd aussehendes Dorf, dass sich an eine Klippe schmiegt - ein Ort in der Senkrechten. Nach eingehenden Besichtigungsrunden nehmen wir dort auch unser Mittagessen; gegrillter Schinken (B.), Bohneneinttopf mit Wurst und Fleisch - ein bischen mastig meins. Am Heimweg tanken wir in Sarlat; und kaufen in Montignac noch ein breiteres Stück Folie. 180 km an dem Tag gefahren. - Abends, Telefon und SMS mit Julia. Helfried ist zu Besuch in Baden und wohnt derweil in unserer Wohnung. Das Handy Signal ist auf dem Campingplatz recht schwach, aber es geht. Es gäbe auch ein WLAN (WiFi), aber wir haben das Notebook nicht mitgenommen (unsere Handys sind keine Smartphones). Übrigens, unsere Handykosten sind ein Witz; auch mit Roaming werden wir es nicht schaffen, eine Monatsrechnung über 2 € zu bekommen.
8. Tag - Mittwoch, 16. September 2015
Markt in Montignac und Spaziergang durch St. Leon-sur-Vezere. - Der Markt in Montignac ist sehr unspektakulär, um nicht zu sagen enttäuschend. Brigitte kauf ein Geburtstagsgeschenk für Katharina. Machen eine kurze Erholungspaus mit Bier und Kaffee; die kleine Brasserie hat ein paar Tische an einer Mauer oberhalb der Vezere. Auf der Rückfahrt besuchen wir St. Leon-sur-Vezere. Das ist ein außerordentlich malerischer Ort direkt am Ufer der Vezere. Hat eine "Schönstes Dorf Frankreichs" Auszeichnung. Ist schön aber eher ein bissl tot, nur mehr ein Museum, kein belebter Ort. Das stattliche Schloss ist unbesuchbar. Der Gemeindecampingplatz einfach, aber in unvergleichlicher Lage, nahe aber nicht zu nahe am Fluss. Nach Beratung nehmen wir kein Dejeuner in St. Leon, sondern fahren weiter. Brigitte bereitet Teigwaren mit Schinken und Ei, dazu Salat - unschlagbar gut. Das Wetter tut auf, es wird sonnig, endlich kein Regen mehr. - Für unseren Heimweg haben wir die "falschen" Seite der Vezere erwischt. Auf einer sehr hübschen, schmalen Straße kommen wir an der Rückseite des Chateaus de Losse vorbei.
9. Tag - Donnerstag, 17. September 2015
Lascaux und Hauteford. - In die Originalhöhle von Lascaux kommt man nicht mehr, seit sich in den Sechzigerjahren Schäden durch die Besucher gezeigt hatten. Das was man heute besichtigen kann, heißt Lascaux II. Trotz des kalten unfreundlichen Wetters sind unfassbar viel Leute hier. Soviele, dass wir mehrere Gruppen abwarten müssten, um hinein zu kommen. Wir beschließen, es an einem anderen Tag zu versuchen (woraus dann irgendwie nichts wird). Ich glaube, dass die nachgebildete Höhle sehr gut gemacht ist und für uns "normale" Besucher völlig ausreicht - auch deshalb, weil ich keine besondere Beziehung zu "Originalen" habe. Ich halte das Getue um "Originale" für etwas Abergläubisches - so als ob dem Ding etwas besonderes anhaften würde, weil's der so-und-so in seinen Händen hatte. Wenn sie's jemals hatten, so habe die so oft besehenen Dinge ihre Besonderheit schon längst ausgedunstet. Das einzige Original von Monets Kathedrale von Rouen im Museum von Rouen, war jedenfalls ein fades, vergrautes, erbärmliches Stück.
Bevor wir weiterziehen, besehen wir uns noch den Laden mit Souveniers und Büchern; wir nehmen einen bebilderten Führer und das Buch "The Mind in the cave" (David Lewis-Williams) - unlesbar geschrieben, aber beeindruckend und einleuchtend für das Verständnis. Die Quintessenz ist, dass der Grund und der Kontext der Entstehung der Höhlenzeichnung am ehesten der magische Weltsicht von Naturvölkern wie der Aboriginies, Buschmännern oder nordamerikanischen Indianern enstprechen dürfte, - dass sie Abbildungen von Wahrnehmungen in Tracezuständen sind, dass sie heilige Orte waren und für die damaligen Menschen Übergänge zu einer magischen Anderswelt - ist natürlich nur eine Hypothese, aber eine gute.
Lascaux II (Bilder aus dem Internet)
Fahren zum Chateau de Hautford. Das ist etwa 30 km nördlich von Montignac. Wieder, wie immer im Perigord Noire, vorbei an großflächigen Walnussplantagen. - Das Schloss ist sehr groß, stattlich, sehr eindrucksvoll und sehr ungemütlich. Die Wohnquartiere sind vollständig eingerichtet, obwohl das Schloss in den 60er Jahre abgebrannt ist. Frage mich, woher die Möbel stammen. Auch der Garten ist sehr eindrucksvoll. Vielfältig geformte Buchsbaumhecken, ein Tunnel aus Zypressen, sehr sorgfältig und exakt gestaltet.
Am Rückweg machen wir Halt im Hypermarche von Montignac. B. kauft Faschiertes. Da es hier nur Rinds- oder Schweinehachee gibt, nimmt sie von beidem etwas. Die Laberln werden sehr gut, aber sie würden für sechs reichen.
Abends österreichische Nachbar aus Zell am See zu Besuch. Sie haben einen großen Hymer Tandemachser und eine mächtigen Pickup als Zugwagen. Von ihnen kann man viel Interessantes und Nützliches erfahren. ZB. dass man mit dem Kauf des ACSI Campingführeres auch eine Mitgliedschaft erhält; damit bekommt man in der Nebensaison günstige Tarife auf diversen 5-Stern-Campingplätzen. Oder etwas über Dänemark; zB. dass die Inel Fünen einen guten Querschnitt von ganz Dänemark repräsentiert. Und vieles mehr.
10. Tag - Freitag, 18. September 2015
La Roque Sainte Christophe. - Das ist eine Höhlenwohnung in einer Kalksteinklippe nur 3 km entfernt. Habe (wiedereinmal) schlecht geschlafen und kommen erst nach 11 Uhr weg. La Roque St. Christophe ist eine der größten troglodytischen Behausungen. Sie war seit der Zeit der Neanderthaler bewohnt. Es existieren 5 Etagen, wovon eine zu besichtigen ist. Aber die ist schon groß genug und ziemlich beeindruckend. Läßt sich schwer beschreiben, die Bilder sagen mehr. - sind gegen Halbzwei wieder daheim; heute nur 6 km gefahren. Unser Mittagessen: die Fleischleibchen von gestern, Erdäpfelpürree und Salat, dazu Muscadet.
11. Tag - Samstag, 19. September 2015
Sarlat - Markt. - Über Les Ezies nach Sarlat-la-Caneda. Es ist Markttag in Sarlat und der Markt ist gigantisch. Alle Gassen der Altstadt sind mit Marktständen überfüllt. Daneben hat die Altstadt viele schöne Häuser. In einem der Führer steht, wenn man gar nix in der Gegend sieht, außer einer einzige Sache, dann solle man Sarlat besichtigen. Wollten eigentlich das Maison Gisson beschauen, aber dazu sind wir dann zu müde und zu sehr von dem Gesehenen erfüllt. Ich bekomme einen Hut ("Allah setze die einen Hut auf" war ein Spruch im Karl May), mit einer breiten Krempe, der einen gegen Regen schützen soll. Um Halbzwei zurück auf den Campingplatz. B. kocht. - Nachts mit dem Feldstecher M31 Andromeda und den Kugelsternhaufen M13 im Herkules geschaut. Die meisten Sternbilder habe ich schon wieder vergessen. Um Herkules zu finden, muss ich die drehbare Sternkarte bemühen. Eine Linie vom Bruststern des Schwans durch die Wega führt in die richtige Richtung. M31 sieht man ganz gut, für M33 im Triangulum ist es nicht klar genug (oder meine Augen zu schlecht).
12. Tag - Sonntag, 20. September 2015
Sarlat - ohne Markt. - Der Markt gestern war toll, aber von den schönen alten Häusern hat man nicht viel gesehen. Heute daher Fototour ins Mittelalter. Bringe endlich mein 28mm Shift-Objektiv zu Einsatz. Blöd nur, das ich an dem Tag besonders schlecht sehe und die Entfernungseinstellung nicht hinkriege - viele verschwommen. Trotz Sonntags haben einige Geschäfte offen. Frisches Gebäck kriegt man in Frankreich jeden Morgen. Einige Geschäfte und einige Supermärkte habe Sonntag vormittags geöffnet - bequem für uns, weniger nett für die betroffenen Geschäftsleute und Angestellten. Da kriegt heute Brigitte eine Hut aufgesetzt. Sehr nettes Reinderl. Das Manoire Gisson schauen wir uns heute auch nicht an. Statt dessen setzen wir uns in die Sonne und bestellen Bier und Kir. Nach dem Bestellen fällt mir ein, dass ich eigentlich den Pastis ausprobieren wollte.
Die Caravanspiegel aus Sarlat passen NICHT. Auf unserem Campingstellplatz, bei den Säulen mit Strom und Wasser, befindet sich auch ein Ablauf in den Kanal; man muss das Brauchwasser also nicht bis zu den Toiletten schleppen resp. rollern. Mit einem passenden Schlauch könnte man den Ablauf sogar direkt einleiten.
13. Tag - Montag, 21. September 2015
Limeuil, Bergerac. - In Limeuile mündet die Vezere in die Dordogne. Ein malerischer, etwas museumshafter Ort ist das. Zwei große Bogenbrücken treffen an der Landzunge aufeinander, eine über jeden Fluss. Große Platanen und Weiden stehen am grasigen Ufer. Ein blader Engländer steht stundenlang vor einem Schild, dass ich fotografieren will.
Weiter nach Bergerac. Die Industrie-Vororte sind eher nicht so hübsch. In Bergerac finden wir das Zentrum nicht. Das war 1996 nicht so ein Problem. Man kann dem Navi nicht "Zentrum" sagen, man muss ihm eine Straße oder einen Platz angeben; und eine Karte oder was zum Nachschau'n hamma nicht. Na ja, irgenwann finde wir es doch. Es ist Montag, aber eigentlich nicht sehr belebt - Montag ist Sonntag? Vielleicht dürfen die Verkäufer heute ausruhen. Wird auch gerade viel gebaut, das ist auch nicht so gemütlich. Vor der großen Kirche war 1996 gerade Markt, davon habe wir die Stadt als sehr nett in Erinnerung. Heute ist von allem ein bissl weniger, daher sind wir ein bissl entäuscht. Das Mittagessen ist zuwenig gut für den Preis und der Plastik-Cyrano vis-a-vis ist dämlich (Cyrano de Bergerac hat nebenbei bemerkt mit Bergerac so gut wie gar nichts zu tun - siehe Wikipedia), ergo wird Bergerac als kein so großer Erfolg gebucht.
14. Tag - Dienstag, 22. September 2015
Terrasson, Chateau de Losse. - Terrasson-Lavilledieu ist uns bei der Anreise recht schön vorgekommen. Daher heute ein Ausflug dorthin. Es ist sehr regnerisch, aber wir sind mit neuen Jacken und den in Sarlat erstandenen Hüten bestens gerüstet. Ein Teil des Ortes ist an einen steilen Hang geschmiegt, die Vezere bildet hier ein breites Becken, es gibt ein paar malerischer Gassen, von der Kirche oberhalb des Ortes hat man einen schönen Ausblick. Das Belebteste ist allerdings die Departementstraße, die den Ort durchquert. In der Brasserie Yo'Jean (? oder so ähnlich) kriegen wir ein sehr sehr gutes Mittagessen; das Essen allein wäre die Fahrt hierher wert gewesen. Ich habe Rillette de Saumon als Vorspeise, B. nimmt nur das Hauptgericht, Brochette de Boeuf - Spießchen; das nehm ich auch. Wir bestellen kein Dessert und das ist, glaube ich ein Fehler, denn die andere Gäste habe alle verschiedene Desserts vor sich stehen und die sehen alle phantastisch aus. Rillettes sind eigentlich etwas, das feinwürfelig geschnittenen, im eigenen Saft oder Fett gedünstet und dann eingemacht wird; mit Lachs ist nur alles klein geschnitten und mit Tomaten und Mandeln vermengt - es schmeckt jedenfalls erstklassig. - Am Rückweg besichtigen wir das Chateau de Losse, das wir schon von der anderen Seite der Vezere gesehen haben. Die Eintrittstante ist sagenhaft herb und unfreundlich, im Schloss ist wieder einmal fotografieren verboten (generell in Frankreich ist es in privaten Schlössern eher verboten, in öffentlichen gestattet; de Losse gehört einer Stiftung und ist daher privat). Ein anderer Besucher und ich kümmern sich nicht viel darum, ich lasse mich dabei auch nicht erwischen - aber die Fotos, die dabei entstehen sind jetzt eher nicht so toll. Die herbe Guideuse trägt sehr gut und wortreich vor, davon verstehen wir allerdings weniger als die Hälfte, sie hat uns jedoch eine deutsche Beschreibung gegeben. Loss ist Burg und Schloss, es ist sowohl wehrhaft, als auch in der Renaissance wohnlich hergerichtet worden und wirklich pittoresk. Die Jardins sind ... na eh schön, aber man ist in Frankreich von so sagenhaften Garten- und Parkanlagen verwöhnt, dass uns dieser jetzt keinen so besonderen Eindruck mach.
15. Tag - Mittwoch, 23. September 2015
Maison Reignac, Les Ezies, Poterie. - Maison Forte de Reignac ist ein in und vor Kalksteinhöhlen gebauter Herrensitz. Ziemlich seltsam das ganze. Im Wohnzimmer hat man die Steindecke der Höhle über sich. Da sie sich ein bisschen nach unten wölbt und mit einen Riss durchzogen ist, finde ich es darin etwas ungemütlich. Es gibt einen Pisee-Steinboden ("sol en pisé") wie in Losse. - ein aus kleinen hohen Steinstücken zusammengesetzter, sehr unebener, aber dauerhafter Boden. Das Haus ist umfangreich eingerichtet und wird liebevoll unterhalten, ua. mit gerüsteten Ritterfiguren, die sich bei Annäherung bewegen. Es hat auch einmal eine Art Raubritter beherbergt, der das missbenannte Recht der Ersten Nacht besonders brutal ausübte. Mittagessen in Les Eyzies. Anschließend Besuch einer Töpferei in unserer Nähe. Der Töpfer ist ein Engländer, der schon an die vierzig Jahre in Frankreich lebt. Seine Waren sind sehr schön und wir erstehen zwei Tassen und zwei Becher. Leider hat er keine Untertassen oder Teller. Wegen der Untertassen ziehe ich ihn ziemlich auf und ringe ihm das Zugeständnis ab, dass es "..a proper thing to have saucers.." ist. (George Aston Poterie >> in Google Maps, >> in einem Blog.)
Reignac (1 - 3). Becher und Tasse von Töpfer George Aston(*)
(*) George ASTON Poterie, Rochemorel Peyzac-le-Moustier F - 24620 Tel. : +33 553 50 78 20, Email: aston.george@wanadoo.fr, Geographische Postion: 44°59'18"N 01°03'49"E
16. Tag - Donnerstag, 24. September 2015
Perigueux. - Ausflug nach Perigueux. Sobald man das Tal der Vezere verläßt, ändert sich die Landschaft - am Weg nach Perigueux verliert sie schnell die urtümliche Naturbelassenheit und malerische Vielfalt ( - ist trotzdem noch schön). In Perigueux gibt's eine mächtige Kirche im Stil und vom Architekten Sacre Coeurs in Paris. Wir haben eigentlich mit einem Markt gerechnet, aber irgendwie haben wir uns im Tag geirrt. Es ist die Stadt der Chocolatiers, unglaublich wieviele Spezialgeschäfte für feine Schokolade es hier gibt. Das Mittagessen auf einem kleine Platz unter Bäumen in der Altstadt ist auch gut. Zuletzt machen wir noch einen kleinen Spaziergang am Fluss Isle.
17. Tag - Freitag, 25. September 2015
Rouffignac, Montignac. - Unsere Zell Am Seer Nachbarn habe uns von Rouffignac erzählt. Machen einen Ausflug dorthin. Bei Rouffignac liegt eine große Kalksteinhöhle mit hunderten Petroglyphen; sie wird mit einer kleinen Elektrobahn befahren. Wir sind bei Höhlen eher zurückhaltend und lassen diese auch aus. In einem weiten Bogen fahren wir über Montignac zurück ; dort kleiner Einkaufsbummel, Mittagessen in einer Brasserie an der Vezere. Am Rückweg zur Töpferei, wollen noch ein paar Stücke, ev. auch als Mitbringsel erstehen, aber, o weh, sie ist außerplanmäßig geschlossen.
18. Tag - Samstag, 26. September 2015
Abreise; von St. Leon nach Chalon sur Saone. - Beginn de Rückreise. Gestern noch ein gemütlicher Abend mit den Zell-Am-See-ern. Campingplatz bezahlt, Sachen verstaut. Fahren über Limoge und nicht über Clermont-Ferrand. Ich erhoffe mir davon die vielen Bergauf-, Bergabfahrten über die Berge der Auverne zu ersparen, aber nach Limoge geht es auch genügend rauf und runter. Die Strecke ist 70 km länger. Der größte Nutzen ist, dass wir eine andere Strecke sehen (und nebenbei und unbeabsichtigt Autobahngebühren sparen; wir erwischen nämliche eine Autobahn, die nur mehr als Rue National geführt wird und daher keine Gebühren kostet). Nach etwas über 500 km kommen wir gegen 18 Uhr in Chalon-sur-Saone an. Schon Le Paradis hat sich mit Fortschreiten des Monats mehr und mehr entvölkert und auch den Campingplatz in Chalon ist wirklich nicht überfüllt. Wir können Auto und Anhänger zusammengekuppelt lassen und kurbeln nur die Stützen runter. Dabei kippe ich gegen die scharfe Kante des (unbenutzen) Fahrradträgers. Martialisch rinnt mir das Blut vom Kopf. Der Campingplatz liegt in Gerade-noch-Geh-Entfernung vom Zentrum. Wir machen einen Spaziergang in scharfem Tempo dorthin, finden aber keinen Essplatz, der uns zusagt, und traben wieder zurück. Hat aber gut getan der Marsch.
19. Tag - Sonntag, 27. September 2015
Von Chalon nach Gruibingen. - Wir kommen wieder einmal nicht so besonders früh auf. Die Duschen in Chalon sind ein Hit, weil das Gebäude geheizt ist und die Duschkabinen um ein paar Zentimeter größer. Die meisten Nachbarn, die wie wir auf dem Transit sind, haben ihre Plätze schon verlassen. Wie auf fast jedem Campingplatz in F, haben wir Croissants und Baguette gekriegt. Auch an diesem zweiten Tag dauert es bis wir ins Fahren reinkommen. Erst brauchen(und finden) wir noch einen der am Sonntag offenen Supermärkte, um unseren Reiseproviant zu ergänzen. Der "Süper-ü" ist wirklich "süperb". Das Weinangebot in den größeren Diskontern ist ein Wahnsinn. Ich kann der Versuchung nicht wiederstehen, mich mit einer zweiten Flasche Calvados einzudecken. Als Wein kommt ein Bergerac aus dem Karton an Bord; das ist zwar stillos und der Wein wird sich als nicht sooo besonders herausstellen, aber praktisch, gewichtssparend und lustig (beim Abzapfen aus dem kleinen Hahn). Erst im späteren Verlauf des Tages gelingt ein entspannter Fahrstil, den man braucht, um mit dem Gespann weiterzukommen. Und so schaffen wir, wenn auch mit Mühe und gerade noch, 500 km an diesem Tag. Aus dem DCC Campingführer suchen wir uns einen Campingplatz zwischen Stuttgart und Ulm, in der Nähe von Kirchheim unter Teck (berühmt für seine Schiefer-Versteinerungen, Archeopterix und so) und zwar in einem Ort namens Gruibingen. Eine Baustelle im Ort, ein falsches Abbiegen trotz Navi bescheren uns eine Extrarunde, doch sind wir am richtigen Kurs - und fahren immer weiter und weiter in eine tiefes, enges, dunkles Tal ... auf einer schmalen, immer schmäler werdenden Straße, um im düsteren Dämmerlich der hereinbrechenden Nacht einen vollkommen verlassenen Campingplatz in unheimlicher Umgebung zu erreichen. Brigtte ist nicht wirklich begeistert . Wir parken wieder angekoppelt, die Stromzapfsäulen haben Strom, der Mond erscheint romantisch über dem dunklen Tann und das Schild am Eingang hält sein Versprechen und schickt die Campingplätzbetreuerin vorbei, um uns die Duschen zu zeigen (die sind auch geheizt) und die Gebühr zu kassieren. Brigitte findet's immer noch nicht so richtig lässig - auf diesem Platz sind wir wirklich die einzigen. Dafür gibt es ein opulentes Abendmahl mit dem fertigen Brathendl aus den Super-U. Französische Hühner "hendln" nicht, gar nicht, und auch die fertigen sind nur dezent gewürzt und nicht mit einer grauslichen Einheitswürzpaste beschmiert. Ich schlafe satt und zufrieden ein. Angeblich hört man in der Nacht, das Tal herauf, das Gröhlen alkoholisierte Fussballfans (wir sind an einem Dorffussballplatz vorbeigekommen), davon weiß ich aber nix. Brigitte ist immer noch nicht richtig glücklich hier.
20. Tag - Montag, 28. September 2015
Von Gruibingen nach Baden. - Bei der Abfahrt von Gruibingen strebe ich selbstsicher in die falsche Himmelsrichtung. Das beschert uns ein etwas mühseliges Umkehrmanöver auf enger Landstraße bei einem Schotterweg. Doch irgendwann schaut das blöde Gespann in die richtige Richtung und es kann weitergehen. - Heute komme ich in die Wohnwagen-Fahrerei erst so richtig rein. Nervosität verursacht nur der Verkehrsfunk mit seinen Stau-Meldungen. Übrigens erleben wir einen Auffahrunfall auf der Gegenfahrbahn fast mit - es tuscht, zwei Kleinbusse krachen in einen Sattelschlepper, aber wir sind schon dran vorbei, sodass wir weder die Ursache erkennen, noch wie's ausgegangen ist. Ich glaube es ging, nach der im Augenwinkel wahrgenommenen Verformung, ohne Personenschaden ab. Wenig später fahren wir an einem 5 km langen Stau vorbei; dort sind Polizei, Feuerwehr und Rettung schon zugange; dürfte ebenfalls ein Auffahrunfall gewesen sein. Als mehrfach zähflüssiger Verkehr auf der Autobahn München - Salzburg gemeldet wird, nehmen wir die Strecke über Braunau und Ried nach Wels (teilweise Bundesstraße, von Lastwagen stark befahren, kürzer aber auch langsamer). - Wieder auf der Autobahn, noch in D, tanken und rasten wir. Die haben nur ein Burger-Lokal. Wie man in so einen dämlichen Laden gehen kann um sich mit ekeligen Saucen von oben bis unten zu beschmieren? Sie haben aber auch warme Röstbrote mit verschiedenen Auflagen (ich nehme eins mit Pilzen) und sehr nettes Personal. Die Rast ist ein Erfolg.
So gegen Halbsieben in Baden. Heute 590 km gefahren. Wir haben noch genug Energie den Wohnwagen auszuräumen. Mein Verwandter aus der Schweiz ist auch noch da und ganz überrascht, da wir zwei Tage früher zurück sind. Wir hätten die Rückfahrt vielleicht länger ausgedehnt, wenn es nicht schon so kalt gewesen wäre.
21. Tag - Dienstag, 29. September 2015
Rückgabe des Wohnwagens. - Wohnwagen putzen und zurück zum Vermieter (Scheiber in Alland, nur 10 km). Der ist ganz glücklich, dass wir sein (altes nicht mehr so gutes) Stück so sorgfältig gehütet haben und erzählt, dass er heuer besonders viele Schäden an Wohnwagen und -mobilen hatte (jedesmal eine ungute Diskussion, wenn er die 1000 eur Kaution nicht zurückgeben wollte). Er zeigt mir ein paar von den Fahrzeugen - schöne neue Wohnmobile mit häßlichen Kratzern.
Das war's.
***
Aus ORF III Reisewege Frankreich Perigord vom 31.5.2016 siehe auch: http://www.pays-des-bastides.com/gb/bienvenue.asp mit den Orten Beaumont-du-Périgord, Buisson-de-Cadouin, Eymet, Issigeac, Lalinde, Limeuil, Monpazier (ehem. englische Enklave), Sainte-Alvère, Trémolat. Oder Villereal http://www.villereal-tourisme.com/en/index.htm ein ehem. franz. Wehrdorf. Wohnen kann man im Chateau de Scandaillac bei Villereal ab € 132. Chateaux et hotels de France: http://www.chateauxhotels.com/ oder Relais et chateaux https://www.relaischateaux.com/de/. Felsreliefs in den 'Abri de Cap Blanc' beim Chateau de Commarque (Ort Marquay bei Les Eyzies).
Kosten:
Die Wohnwagenmiete (Scheiber Alland Vorsaison 48, Hauptsaison 56) hat letztlich 53€ Pro Tag gekostet. Die Übernachtungskosten (Wohnwagenmiete und Campingpplatz) lagen bei 77 eur. Rechnet man die Auto-Mehrkosten dazu (höherer Verbrauch und Maut) kommt man auf etwa 86 eur pro Tag. Das ist wesentlich billiger, als wenn man ein WohnMOBIL mietet, aber (zumindest in Frankreich) immer noch teurer als Privatquartiere (Chambres d'Hotes).
Die auswärtigen Mittagessen haben zwischen 30 und 55 eur gekostet, die Campingplätze zw. 18 und 27 (Nebensaison!), Diesel zwische 1.09 und 1.16, bis 1.27 auf Autobahnen (wesentlich billiger als zuletzt 2009/10). Eintritte knapp unter 10 pro Person. Kosten in Supermärkten etwas gleich wie in Österreich. Schnäpse ab mittlerer Qualität mindestens 16 eur; Weine ab 3.50 eur, gibt's auch in Vracs (kleinen Plastikfässchen), Tetrapack und Karton (im Karton Plastiksackerl mit Ausgusshahn). Das Angebot an Wein in den Supermärkten ist überwältigend, erstaunlicherweise an Whiskey ebenfalls. Klassische französische Brände dagegen findet man fast überhaupt nicht! Es gibt dreißig Whiskeys, aber bestenfalls drei Cognacs - das ist seltsam.
Das Tal der Vezere liegt etwa 1600 km von Baden entfernt. Insgesamt sind wir in dem Urlaub 4300 km gefahren. Der durchschnittliche Dieselverbrauch für die ganze Reise (also mit und ohne Anhänger) lag bei 9 l pro 100 km, die Durchschnittsgeschwindigkeit mit Anhänger für die reine Fahrzeit (also ohne die Pausen) bei etwa 74 Stundenkilometer. Größte Tagesstrecke war 590 km. Wir waren pro Tag maximal 10 Stunden unterwegs. Auf den deutschen Autobahnen war der Dieselverbrauch geringer als auf den französischen (mehr begauf und ab). Obwohl wir weniger Autobahn gefahren sind als in früheren Urlauben, habe wir immer noch siebzig Euro Maut bezahlt. Am Beginn der Reise war es schwierig, eine Tagesstrecke von über 500 km zu erzielen.
Anmerkungen zu Wohnwagen:
Wie wir überhaupt darauf gekommen sind, mit einem
Wohnwagen zu verreisen und ein paar allgemeine Bemerkungen zu dem Thema finden
sich hier:
→Über Wohnwagen.